24.09.2024 20:06 Uhr

Das 50-Millionen-Euro-Rätsel des FC Bayern

Palhinha (Mitte) kommt beim FC Bayern noch nicht in Schwung
Palhinha (Mitte) kommt beim FC Bayern noch nicht in Schwung

Der FC Bayern eilt von Sieg zu Sieg, Neuzugang Joao Palhinha wird für den spektakulären Fußball von Trainer Vincent Kompany aber anscheinend noch nicht wirklich gebraucht. Die Situation des 50-Millionen-Mannes gibt Rätsel auf.

Die Geduld von Joao Palhinha wurde auf eine harte Probe gestellt. Der defensive Mittelfeldmann weilte bereits am 1. September 2023 in München, um seinen Vertrag beim FC Bayern zu unterzeichnen. Doch dann kam alles anders: Der FC Fulham fand am Deadline Day der Transferperiode keinen adäquaten Ersatz mehr und ließ den Deal platzen, für Palhinha ging es zurück nach London.

Der FC Bayern verlor den Portugiesen anschließend aber nicht aus den Augen. Am 11. Juli 2024 war es dann endlich soweit: Palhinha wechselte mit fast einem Jahr Verspätung doch noch nach München, wo er ein Arbeitspapier bis 2028 unterschrieb.

"Ich hätte nicht gedacht, dass Bayern noch einmal auf mich zukommt", offenbarte der 29-Jährige bei seiner Vorstellung: "Es macht mich sehr stolz, dass ich eine zweite Chance bekomme."

Um Palhinha diese "zweite Chance" zu ermöglichen, musste der FC Bayern tief in die Tasche greifen. Rund 50 Millionen Euro sollen fällig gewesen sein, um den Wunschspieler aus London loszueisen. Sportvorstand Max Eberl bezeichnete Palhinha als "wichtigen Baustein für unsere Zukunft". Der Neuzugang sei ein "super Charakter, er ist ein absoluter Leader-Typ", schwärmte Sportdirektor Christoph Freund.

Palhinha muss sich beim FC Bayern gedulden

Zurzeit wird die Geduld von Palhinha erneut auf die Probe gestellt. Dieses Mal geht es nicht um einen Wechsel, sondern um die Spielzeit, denn der portugiesische EM-Fahrer muss sich im defensiven Mittelfeld hinter Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich anstellen.

Palhinha stand in dieser Saison bislang einzig beim 6:1-Kantersieg bei Holstein Kiel am dritten Bundesliga-Spieltag in der Startelf von Cheftrainer Vincent Kompany. Beim anschließenden 9:2 in der Champions League gegen Dinamo Zagreb kam der gelernte Sechser nicht zum Einsatz. Am Wochenende wurde Palhinha beim 5:0 bei Werder Bremen rund 20 Minuten vor dem Spielende eingewechselt.

TV-Experte Dietmar Hamann hinterfragte den Transfer anschließend schon grundsätzlich. Für ihn sei Pavlovic der Spieler, "um den du in München eine Mannschaft herum bauen musst", sagte der Ex-Nationalspieler bei "Sky". Zudem sei Kimmich in der Schaltzentrale gesetzt, analysierte Hamann.

Es werde "sicherlich Spiele geben, in denen er gebraucht wird, die Frage ist, ob das reicht. Denn wenn du einen Mann für 50 Millionen holst, dann gehe ich davon aus, dass er im Jahr 45 bis 50 Spiele macht", bewertete der 51-Jährige die teure Verpflichtung von Palhinha.

Wird Palhinha beim FC Bayern jetzt wichtig?

Für eine abschließende Beurteilung des Transfers ist es gewiss noch zu früh. Zumal die richtig harten Brocken erst noch auf den FC Bayern warten. Am Samstagabend (18:30 Uhr) steht das Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen auf dem Programm. Anschließend warten Aston Villa (2. Oktober), Eintracht Frankfurt (6. Oktober), der VfB Stuttgart (19. Oktober) und der FC Barcelona (23. Oktober) auf den deutschen Rekordmeister.

Gegner mit einer größeren Qualität im Offensivspiel als Kiel, Zagreb oder Bremen. Begegnungen, in denen Palhinhas Spielweise mehr gefragt sein wird.

"Bei ihm bekommst du das, wofür du bezahlst: den ultimativen defensiven Mittelfeldspieler. Etwas Solides! Er ist physisch stark, liest das Spiel sehr gut", hob Gary Lineker im Juli in der "Sport Bild" die Stärken des Neuzugangs hervor. Palhinha sei "nicht besonders kreativ, aber eine Präsenz im gegnerischen Strafraum. Außerdem hat er Erfahrung", kommentierte die England-Legende weiter.

Eigenschaften, wegen denen Ex-Bayern-Coach Thomas Tuchel schon vergangenes Jahr heiß auf Palhinha war. Nun steht dessen Nachfolger Kompany vor der Aufgabe, den 50-Millionen-Mann in das Münchner Mittelfeld-Konstrukt einzubinden.

"Ich bin beim besten Klub der Welt! Das ist Teil eines Prozesses", sagte Palhinha zuletzt im Gespräch mit der "tz" über seine derzeitige Rolle beim FC Bayern. In den kommenden Spielen könnte er dann für seine Geduld belohnt werden.