14.02.2014 10:04 Uhr

Kauczinski exklusiv: "Weg der kleinen Schritte"

Markus Kauczinski:
Markus Kauczinski: "Eine tolle Geschichte für alle, die daran beteiligt sind."

Markus Kauczinski führte den KSC in nur anderthalb Jahren aus der Drittklassigkeit in die Spitzengruppe der 2. Bundesliga. Im weltfussball-Interview spricht er über das anstehende Topspiel bei Greuther Fürth, die Entwicklung des KSC und seine Bundesliga-Ambitionen.

weltfussball: Herr Kauczinski, zum Rückrundenauftakt am vergangenen Sonntag gab es für Ihr Team ein Remis gegen den FC Ingolstadt. Wie geht es Ihnen damit?

Markus Kauczinski: Gut. Wir haben 1:1 gespielt, das war ein ausgeglichenes Spiel. Es ist wirklich eine ganz enge 2. Bundesliga dieses Jahr, wo viele gute Mannschaften um die Punkte kämpfen. Da muss man auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein.

weltfussball: Lange Zeit, um zufrieden zu sein haben Sie aber nicht. Schon am Freitag steht in Fürth mit dem Spitzenspiel Zweiter gegen Vierter ein echtes Highlight an (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker). Was rechnen Sie sich dort aus?

Markus Kauczinski: Man kann sich da nichts ausrechnen. An einem guten Tag können wir jeden schlagen und haben auch auswärts schon bewiesen, dass wir zu besonderen Leistungen fähig sind. Unsere Grundsituation ist immer: Wir wollen das Spiel gewinnen. Wir freuen uns darauf, dass wir in so einem Moment überhaupt davon reden, dass das ein Spitzenspiel ist. Das ist eine Riesensituation für uns.

weltfussball: Wie stark sehen Sie die Fürther, die ja immerhin Bundesligaabsteiger sind und auf dem direkten Aufstiegsplatz stehen?

Markus Kauczinski: Fürth verfügt über viele Mittel und hat natürlich eine sehr gute Mannschaft. Da sind wir vielleicht Außenseiter, aber das macht nichts. Sie haben sehr viel Durchschlagskraft nach vorne und gute Einzelspieler, die ein Spiel entscheiden können. Das hat man im Hinspiel gesehen: Wir waren eigentlich die bessere Mannschaft, aber Fürth hat aus zwei Situationen dann Tore erzwungen.

Das Hinspiel KSC gegen Greuther Fürth

weltfussball: Wie soll Ihr Team die Partie in Fürth angehen?

Markus Kauczinski: Für uns geht darum, kompakt zu stehen, wenig Räume zu geben, schnell nach vorne zu spielen und unsere fußballerischen Möglichkeiten optimal einzusetzen.

weltfussball: Sie waren in der Vergangenheit bereits dreimal Interimslösung beim KSC und haben im März 2012 dauerhaft als Cheftrainer übernommen. Seitdem ist viel passiert. Wie haben Sie diese knapp zwei Jahre erlebt?

Markus Kauczinski: Das war eine sehr intensive, aber natürlich auch sehr schöne Zeit. Und wir sind noch mitten drin. Ich kam damals hinein in die Cheftrainerposition in einer sehr schwierigen Phase des Vereins. Wir haben es dann nicht geschafft, den Abstieg zu verhindern, aber trotzdem in der restlichen Zweitligasaison einen Schnitt von 2 Punkten pro Spiel geholt. Dann haben wir in der 3. Liga eine neue Mannschaft aufgebaut, mit der man sich identifizieren kann und die sehr viel Potenzial besitzt. Das wurde mit dem Aufstieg im letzten Sommer gekrönt. Dass es jetzt so positiv weitergeht, ist natürlich einfach eine tolle Geschichte für alle, die daran beteiligt sind.

weltfussball: Für viele die Medien sind Sie inzwischen einer der sogenannten "Erfolgstrainer". Was ist denn Ihr Erfolgsgeheimnis?

Markus Kauczinski: Mein Erfolgsgeheimnis ist, dass ich über mein Erfolgsgeheimnis nicht rede. Weil es ein Geheimnis ist, sonst macht es ja jeder (lacht). Nein, Scherz beiseite: Das sind mehrere Faktoren, die da zusammenkommen. Ich passe einfach hierhin. Ich kenne den Verein, der Verein kennt mich. Es ist eine Vertrauensbasis da. Das ist der erste Punkt. Ich verfüge auch über ein gewisses Know-How, das ich mir in 20 Jahren als Trainer angeeignet habe. Das kommt hier mit meinem Trainerteam zusammen optimal zur Geltung, sodass meine Schwächen von anderen ausgeglichen werden. Wir haben Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Und ich glaube, dass sich so etwas auch überträgt und wir ein Team haben, das sehr leidenschaftlich spielt.

weltfussball: Der KSC war früher immer wieder für Skandale gut, sorgt aber derzeit für viele positive Schlagzeilen. Wie schätzen Sie die Entwicklung rund um das Sportliche ein?

Markus Kauczinski: Wir bewegen uns gerade in einem ruhigen Fahrwasser. Die kontinuierliche Arbeit ist ein wichtiger Schritt zum Erfolg. Es ist auch wichtig, dass seit einiger Zeit die gleichen Leute am Werk sind. Deswegen sind wir mit der Entwicklung total zufrieden, glauben aber auch, dass diese noch nicht vorbei ist. Der Verein hat noch sehr viel Potenzial.

weltfussball: Sie haben im letzten Jahr Ihren Vertrag in Karlsruhe bis 2016 verlängert. Wohin soll es für Sie und den KSC bis dahin noch gehen?

Markus Kauczinski: Natürlich soll der Weg nie runter gehen, sondern rauf. Deswegen ist ja klar, wo er hingehen soll (lacht). Wir haben immer noch finanzielle Altlasten, reden über ein neues Stadion. Wir haben in der Struktur und Infrastruktur also viel zu erledigen. Man kann sich hinsichtlich der Finanzen besser aufstellen und Schulden abbauen. Sportlich gesehen wollen wir eine Mannschaft aufbauen, die kontinuierlich in der 2. Liga spielt und dann irgendwann auch mal wieder an das Tor der Bundesliga anklopft. Das ist ein steiniger Weg der kleinen Schritte, die wir Stück für Stück, mit Geduld und Spucke machen wollen.

weltfussball: Momentan ist der KSC so etwas wie die "Mannschaft der Stunde" in der 2. Bundesliga, seit zehn Spielen ungeschlagen und in Reichweite der Top 3 der Liga. Meiden Sie das Thema Bundesligaaufstieg 2014 nach wie vor?

Markus Kauczinski: Wir wollen den Aufstieg nicht meiden. Wir sind eine von sieben oder acht Mannschaften, die für eine Überraschung sorgen können. Wir werden alles dafür tun, wissen aber auch, dass sehr viele gute Mannschaften unter uns stehen, die noch an uns vorbei wollen. Deswegen sind wir jetzt gut beraten, einfach jedes Spiel für sich zu nehmen, zu genießen und immer einen Schritt weiterzukommen. Dann ergeben sich die Dinge von ganz alleine. Ich glaube, dass man nicht immer von Zielen reden muss, wenn man noch so viele Spiele vor der Brust hat.

weltfussball: Sie stehen noch am Anfang Ihrer Trainerkarriere bei den Profis und waren vorher vor allem im Nachwuchsbereich tätig. Haben Sie eine Art Karriereplan?

Markus Kauczinski: Nein, habe ich auch nie gehabt. Ich bin kein Freund davon. Man weiß ja, wie schnell die Dinge im Fußball gehen. Ich kann nur eins schaffen: die Voraussetzung. Und die Voraussetzung ist, dass ich gute Arbeit anbiete.

weltfussball: Streben Sie an, irgendwann einen etablierten Bundesligisten zu übernehmen?

Markus Kauczinski: Mein Fokus liegt auf dem KSC. Ich habe hier nicht umsonst den Vertrag bis 2016 unterschrieben. Es macht Sinn für mich, hier erst einmal nachhaltig zu arbeiten, eine breite Basis zu haben. Ich habe in meiner Karriere immer zwei, drei Jahre etwas gemacht, um zu zeigen, dass ich das kann. Und dann kann auch der nächste Schritt kommen. Ich bin aber nicht so versessen darauf, dass das unbedingt sein muss. Es gibt Dinge, die mein Glück beeinflussen: meine Familie, mein Umfeld, in dem ich mich wohl fühle. Das ist für mich viel, viel wichtiger.

Markus Kauczinski im Profil

Das Interview führte Tobias Knoop