Sie sind jung, sie haben kaum Erfahrung im Nationalteam - und sie könnten eine Überraschung bei dieser Fußball-EM werden. Zahlreiche internationale Youngster wollen in Frankreich ihren Ruf als kommender Star unter Beweis stellen. Eine Auswahl.

Marcus Rashford (18 Jahre/England/1 Länderspiel)

Besser kann ein Debüt nicht laufen. Nach nur 138 Sekunden durfte der Stürmer von Manchester United in seinem ersten Länderspiel gegen Australien jubeln. Rashford ist der jüngste Spieler der Three Lions, der bei seiner Premiere getroffen hat. Im Februar war er erstmals für Uniteds Profi-Team aufgelaufen. Der jüngste Spieler im Turnier muss sich im stark besetzten englischen Angriff jede EM-Minute erkämpfen, doch Kapitän Wayne Rooney schwärmt von seinem Teamkollegen: "Es ist einfach unglaublich, was er bislang geliefert hat."

Renato Sanches (18 Jahre/Portugal/4 Länderspiele)

Einen Rekord von Cristiano Ronaldo hat Sanches bereits geknackt. Der Mittelfeldspieler löst den Superstar als jüngsten Portugiesen ab, der jemals für ein großes Turnier nominiert wurde. Schon vor der EM sicherte sich der FC Bayern das Juwel von Benfica Lissabon - die Ablösesumme kann von 35 Millionen Euro durch erfolgsabhängige Variablen noch auf schwindelerregende 80 Millionen steigen. Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge pries seinen Neuzugang als dynamisch, zweikampfstark und technisch versiert.

Kingsley Coman (19 Jahre/Frankreich/5 Länderspiele)

Die königsklassenerprobte Stütze des FC Bayern kann kaum noch als Geheimtipp gelten. Doch im Nationalteam ist der Außenstürmer mit nur fünf Länderspielen immer noch ein Neuling - wird aber von Didier Deschamps hochgeschätzt. Besonders beeindrucken den Coach der Équipe Tricolore Comans Fähigkeiten, zu beschleunigen, zu dribbeln, Tore zu machen und anderen aufzulegen. Mit dem 20 Jahre alten Anthony Martial könnte er schon bald ein Duo bilden, das die in Ungnade gefallenen Karim Benzema und Franck Ribéry vergessen lässt.

Lucas Vázquez (24 Jahre/Spanien/1 Länderspiel)

An Nervenstärke mangelt es Vázquez nicht. Als erster Schütze von Real Madrid verlud der Außenstürmer Atléticos Keeper Jan Oblak im Elfmeterschießen des Champions-League-Finals. Angesichts der starken Konkurrenz kam Vázquez bei Real lange nicht im Profiteam zum Zug und besitzt damit auch mit 24 noch den Talent-Status. Erst nach der Nominierung gab er sein Debüt im Nationalteam - und dass der schnelle Vázquez als Einwechselspieler wertvoll sein kann, zeigte er bereits im Königsklassen-Endspiel.

Federico Bernardeschi (22 Jahre/Italien/4 Länderspiele)

Bernardeschi ist der Jüngste in Italiens EM-Kader. Beim AC Florenz spielte der dribbelstarke und schnelle Offensivspieler eine exzellente Saison und schaffte so den Sprung ins Aufgebot. "Es ist ein Privileg und erfüllt mich mit Stolz, mit diesen Champions zusammenzuspielen", sagte Bernardeschi, der zuvor alle Nachwuchsteams durchlief. "Bei der EM dabei zu sein, ist die Krönung eines grandiosen Jahres." Nationalcoach Antonio Conte lobte: "Er hat noch viel Potenzial und eine großartige Perspektive."

Emre Mor (18 Jahre/Türkei/2 Länderspiele)

Der Vergleichsgröße könnte nicht prominenter sein. Zuletzt verglich Otto Addo, Ex-Bundesligaprofi und heutiger Co-Trainer bei Mors bisherigem Club FC Nordsjaelland, den wendigen Flügelflitzer aufgrund seiner Dribblings mit Lionel Messi. Auch bei seinem Länderspieldebüt beeindruckte Mor über die rechte Flanke. Und so sicherte sich Borussia Dortmund den in Dänemark geborenen und aufgewachsenen türkischen Nationalspieler. Mor sei ein "junger Spieler mit riesigem Entwicklungspotenzial", lobte Borussia-Sportdirektor Michael Zorc.

Spieler, die am oder nach dem 1. Januar 1994 geboren wurden, können erstmals bei einer EM die Auszeichnung als bester junger Spieler erhalten. Mit Ausnahme von Vázquez sind dies alle Akteure dieser Auswahl, aus dem deutschen Team fallen Joshua Kimmich, Emre Can, Leroy Sané und Julian Weigl in die Altersklasse.