05.02.2019 16:31 Uhr

Paco Alcácer beim BVB: Torjäger in Teilzeit

Paco Alcácer überzeugt beim BVB bislang nur als Joker
Paco Alcácer überzeugt beim BVB bislang nur als Joker

Beim 1:1-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt konnte Angreifer Paco Alcácer vom Fußball Bundesligisten Borussia Dortmund die Bewährungschance in der Startelf zum wiederholten Male nicht nutzen. Funktioniert der Spanier tatsächlich nur als Joker?

281 Bundesliga-Minuten benötigte der Sommerneuzugang des BVB für seine ersten zehn Tore. Damit unterbot Alcácer den 45 Jahre alten Rekord von Gert "Charly" Dörfel, der in der Bundesliga-Saison 1963/64 nach 668 Minuten seinen zehnten Treffer für den Hamburger SV markiert hatte, deutlich.

Im Schnitt traf der Dortmunder in der Hinrunde alle 42 Minuten ins gegnerische Tor und blieb am 18. Spieltag gegen Leipzig zum ersten Mal nach Einwechslung ohne Torerfolg - eine beeindruckende Zwischenbilanz!

Der Grund für seine Trefferquote liegt aber wohl nicht nur im ausgeprägten Torriecher des Stürmers, sondern auch in dessen geringen Einsatzzeiten. In neun von 15 Liga-Einsätzen für den BVB stand Alcácer weniger als 35 Minuten auf dem Platz, nur sechsmal erhielt er einen Platz in der Startelf, die vollen 90 Minuten durfte er noch in keinem einzigen Ligaspiel ran.

Paco Alcácer - der ewige Reservist

Die Rolle des Edelreservisten ist für den Nationalspieler allerdings nicht neu. Als beim FC Barcelona, für den Alcácer zwischen 2016 und 2018 auflief, an Lionel Messi und Luis Suárez kein Vorbeikommen war, gelang dem Spanier als Backup im Schnitt immerhin alle 152 Minuten ein Tor für die Katalanen.

Den Joker-Job beherrscht Alcácer perfekt. Schenkt ihm Lucien Favre beim BVB aber von Beginn an das Vertrauen, enttäuscht der 25-Jährige nahezu immer.

So blieb er auch zuletzt beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt weitgehend unsichtbar und hatte die wenigsten Ballkontakte aller Akteure. Spielt Alcácer von Minute eins an, trifft er deutlich seltener (drei Tore) und kann sich ins Dortmunder Kombinationsspiel nur schwer einbringen.

"Paco-Problem" trotz Torgarantie?

Zuletzt sprach die "Bild" angesichts der schwachen Startelf-Bilanz des Spaniers gar schon von einem "Paco-Problem". Insbesondere im Hinblick auf Kondition und Fitness zeigt Alcácer tatsächlich bereits seit seiner Ankunft in Dortmund Defizite.

In den teilweise sehr intensiven Trainingseinheiten von Übungsleiter Favre kann der Torjäger mit seinen Mitspielern oftmals nicht mithalten. Ein Torjäger und Leistungsträger, der nicht für die erste Elf taugt – geht das überhaupt?

Die Verantwortlichen beim BVB sind jedenfalls von den Qualitäten des Torjägers überzeugt. Erst Ende Januar zog der BVB die Kaufoption offiziell und stattete den 25-Jährigen, der im Sommer zunächst von Barca ausgeliehen worden war, mit einem Vertrag bis 2023 aus. 

In der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gegen Werder Bremen nahm Favre den trotz Torrekord in der Kritik stehenden Alcácer zum wiederholten Male in Schutz: ''Ihm fehlt der Rhythmus. Er hat schon wieder – wie auch im Sommer – die gesamte Vorbereitung verpasst, weil er mit einer Verletzung in die Winterpause gegangen ist. Er braucht noch ein bisschen Zeit.''

Ebendiese dürfte der Trainer seinem Schützling wohl am Dienstagabend gewähren, wenn er aller Voraussicht nach Mario Götze in der Startelf den Vorzug gibt. 

Der zwischenzeitlich schon als Auslaufmodell abgestempelte Götze hat sich im Laufe der Hinrunde als wertvolle Alternative in der Offensive der Borussen erwiesen. Seine neue Funktion als "Müdemacher" genießt der WM-Held von 2014 sichtlich: "Wenn nicht gerade ein klassischer Stoßstürmer gebraucht wird, fühle ich mich in dieser Rolle eigentlich ganz wohl." 

Trotz Götzes gestiegenem Wert lässt Couch Favre jedoch keinen Zweifel daran, dass Alcácers Knipser-Qualitäten für den BVB unverzichtbar sind: "Paco ist definitiv mehr ein Stürmer als Mario. Das ist schon ein Unterschied." 

Um für den Tabellenführer im Titelkampf den Unterschied machen zu können, fehlt dem Spanier weiterhin die Fitness. Holt er seinen konditionellen Rückstand endlich auf, könnte sein Status als Torjäger in Teilzeit schon bald der Vergangenheit angehören.