Darum gewinnt der FC Schalke das Revierderby

Am Samstag empfängt der FC Schalke den BVB zum 95. Bundesliga-Revierderby in der Veltins-Arena. Auch dieses Duell der beiden Erzrivalen hat seine eigenen Gesetze. Und dennoch spricht viel für einen Sieg der Gastgeber. Warum sich der FC Schalke gegen Borussia Dortmund durchsetzen wird:
Die Form
Selbst der größte BVB-Fan muss anerkennen, dass der FC Schalke in den letzten Wochen mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht hat als die Schwarz-Gelben. Viel mehr.
Vor der Niederlage gegen Hoffenheim waren die Knappen in fünf Spielen in Serie ungeschlagen. Entsprechend selbstbewusst traten sie auch beim 0:2 in Sinsheim auf. Nicht umsonst sagte TSG-Coach Alfred Schreuder nach der Partie: "Das war bisher der stärkste Gegner gegen den wir gespielt haben." Ein bemerkenswertes Kompliment, schließlich traf Hoffenheim zuvor schon auf den FC Bayern, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, Wolfsburg und Mönchengladbach.
Auch beim 1:1 gegen Köln dominierten die Blau-Weißen, hatten mehrere Chancen, das vorentscheidende 2:0 zu erzielen. Erst in der Nachspielzeit wurde das Team bei einer Standardsituation kalt erwischt. Davor gelang ein beeindruckender 3:1-Sieg in Leipzig, dem bis dato ungeschlagenen Tabellenführer.
Das Timing
Zu einem besseren Zeitpunkt könnte das Derby für den FC Schalke nicht stattfinden. Während die Königsblauen seit Wochen konstante Leistungen zeigen und trotz der beiden Ausrutscher gegen Köln und Hoffenheim Ruhe im Umfeld haben, taumelt der BVB bedenklich.
Hinter den Kulissen brodelt es in Dortmund, nicht nur der Trainer ist angezählt. Zahlreiche Spieler stehen seit Wochen in der Kritik, andere bekommen keine Chance und werden mit einem Abschied in Verbindung gebracht. Fast schon chaotische Verhältnisse, die in den letzten Jahren eher beim FC Schalke an der Tagesordnung waren.
Zudem sind beim BVB einige Leistungsträger angeschlagen, anderen stecken am Samstag womöglich noch die Minuten aus Mailand in den Beinen. Der Trainer sorgt für weitere Bauchschmerzen. Wie Lucien Favre seine Mannschaft taktisch ein- und aufstellen wird, scheint selbst für Profis der Schwarz-Gelben wie eine Wundertüte. Der Schweizer wirkt in diesen Tagen rat- und mut-, seine Mannschaft entsprechend ideenlos.
Das Spiel ohne Ball
Obwohl der BVB seiner Topform seit Wochen hinterherläuft, werden die Schwarz-Gelben auch in der Veltins-Arena wieder ein optisches Übergewicht haben und das Spiel machen müssen - und dem Gegner damit in die Karten spielen.
Der FC Schalke gefällt sich unter David Wagner in der Rolle des "Jägers" - ein Part, den die Knappen unter anderem gegen RB Leipzig perfekt und gegen den FC Bayern durchaus ordentlich ausfüllten. Was bisher jeder Konkurrent der Knappen durchblicken ließ: Der FC Schalke 2019/20 ist ein äußerst unangenehmer Gegner.
Die Schalke-Profis suchen die Zweikämpfe regelrecht, haben allein in der bisherigen Saison knapp 200 direkte Duelle mehr geführt als die Spieler der Dortmunder. 885 Zweikämpfe hat die Wagner-Elf bis zu diesem Zeitpunkt für sich entschieden - Ligabestwert.
Auch in der Tabelle der laufstärksten Mannschaften stehen die Königsblauen vor dem BVB. Dazu verbuchten die Schalker bisher die meisten intensiven Läufe aller Bundesligisten (5901; BVB: 5239). Was Einsatz und Einstellung angeht, sind die Königsblauen dem Erzrivalen in dieser Spielzeit einiges voraus. Und genau dadurch werden bekanntlich Derbys entschieden.
Das Personal
Individuell mögen die Dortmunder den Profis den FC Schalke überlegen sein, allerdings wird dem BVB am Samstag nicht nur eine fitte, sondern auch eingespielte Mannschaft gegenüberstehen.
Sieben (!) Schalke-Spieler standen bislang in jedem der acht Bundesligaspiele in der Startelf. Vor allem die Defensive profitiert von dieser Eingespieltheit. Nicht ganz zufällig kassierten die Königsblauen bisher nur gegen den FC Bayern und Hoffenheim mehr als ein Gegentor. Das 0:2 gegen die TSG fiel zudem nach einem Konter, nachdem die Schalker kurz vor Schluss alles nach vorne warfen und die Viererkette auflösten.
In der Offensive hat Wagner einige Optionen zur Verfügung. Ob Amine Harit, Rabbi Matondo oder Ahmed Kutucu, sie alle haben in dieser Saison schon gezeigt, dass sie wissen, wo das Tor steht. Die Flaute von Guido Burgstaller, Mark Uth und Co. haben die Knappen so immer wieder aufgefangen.
Christian Schenzel