Nächste Runde im Streit: Zorc kontert Pariser Rundumschlag

Nächste Runde im Streit zwischen Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain: Nachdem BVB-Neuzugang Thomas Meunier Vorwürfe gegen seinen Ex-Klub erhob und daraufhin dessen ehemaliger PSG-Boss Leonardo mit einem Rundumschlag gegen den deutschen Fußball konterte, hat sich nun Michael Zorc in die Debatte eingeschaltet. Der BVB-Sportdirektor fand gegenüber "Bild" deutliche Worte.
"Normalerweise kommentiere ich es nicht, wenn sich andere Klubs in der Öffentlichkeit äußern. Da wir in diesem Fall aber direkt erwähnt werden, muss ich schon feststellen, dass Leonardo da offensichtlich einem Irrtum unterliegt", führte Zorc, mit den Aussagen von Leonardo konfrontiert, aus.
Dieser hatte im Gespräch mit "Le Parisien" das Verhalten der deutschen Top-Klubs auf dem Transfermarkt heftig kritisiert. "Deutsche Vereine, vor allem Bayern München, RB Leipzig und Borussia Dortmund baggern immer mehr an jungen Spielern aus Frankreich. Die sind eine Gefahr für die Jugendakademie in Frankreich und das ist ein großes Problem", grollte der 50-jährige Brasilianer.
"Sie rufen Eltern, Freunde, Familienangehörige oder den Spieler selbst an. Mit 15 oder 16 Jahren bekommen die jungen Talente schon den Kopf verdreht. Vielleicht sollte man die Regeln ändern, um die französischen Vereine zu schützen", konkretisierte der Sportdirektor des französischen Branchenriesen seine Kritik.
Michael Zorc konterte nun: "In der Regel ist es nämlich genau andersrum, als er es darstellt. Wir werden von den Familien und Beratern aus Frankreich aktiv angesprochen, da sie bei uns oft eine bessere Durchlässigkeit und ein höheres Entwicklungs-Potenzial der Talente sehen."
Auch Zorcs Amtskollege bei RB Leipzig, Markus Krösche, wollte den Vorwurf aus Paris nicht gelten lassen. "Frankreich ist amtierender Weltmeister und wie Deutschland eine Fußballnation. Daher wäre es fahrlässig, den Markt nicht im Blick zu behalten."
Tuchel kann Wechsel zum FC Bayern "nicht verstehen"
Unlängst warb der FC Bayern Youngster Tanguy Nianzou von PSG ab und stieß damit auf wenig Gegenliebe. Auch RB Leipzig war am 18-jährigen Abwehrspieler interessiert. Bereits vor der Saison 2017/18 schloss sich Dan-Axel Zagadou dem BVB an, wo er seinen Marktwert beständig in die Höhe treibt.
Das größte Problem für die Mannen von der Seine: Die Abwerbeversuche starteten, bevor eines der Talente einen Profivertrag bei PSG unterschrieben hatte. Statt einer saftigen Ablöse floss so nur eine Ausbildungsentschädigung.
"Er hatte bei diesem Verein eine große Zukunft. Er weiß, dass es nicht an der Zeit war, den Verein zu verlassen. Wir haben unser Vertrauen in ihn gesetzt und ihm Minuten gegeben. Er war ein Schlüsselspieler. Ich kann es nicht verstehen. Ich bin traurig darüber. Aber so ist das nun Mal", wetterte Paris-Coach Thomas Tuchel nach der Bekanntgabe des Wechsels von Nianzou.
Allerdings wechseln PSG-Talente nicht nur ablösefrei in die deutsche Liga, das Problem des finanzstarken Klubs ist wohl eher hausgemacht. Da der Klub Jahr für Jahr große Summen für die Top-Stars der Szene ausgibt, sehen viele begabte Nachwuchskräfte ihre Felle davonschwimmen und bevorzugen den Wechsel zu einem Klub, der ihnen mehr Einsatzzeit verspricht.