12.08.2020 11:09 Uhr

Für Titeltraum des BVB: Favre muss jetzt liefern

Lucien Favre geht beim BVB in seine dritte Saison
Lucien Favre geht beim BVB in seine dritte Saison

Nach zwei Jahren ohne großen Titel steht Trainer Lucien Favre bei Borussia Dortmund unter besonderer Beobachtung.

Lucien Favre überlässt nichts dem Zufall. Eine halbe Stunde vor dem angesetzten Training misst er die Abstände zwischen den Hütchen mit großen Schritten selber ab, das abschließende Spiel unterbricht er immer wieder für seine klaren Anweisungen. Der Trainer von Vizemeister Borussia Dortmund weiß: In dieser Saison soll es mit einem großen Titel klappen.

Dafür lässt Favre die BVB-Profis in seiner Schweizer Heimat mächtig schwitzen. "Schneller, schneller, schneller", fordert der 62-Jährige bei Passübungen auf dem Trainingsgelände Ri-Au in Bad Ragaz. "Konzentration" ist eines seiner Lieblingsworte bei der rund 90-minütigen Einheit, "Ballkontrolle" ein anderes.

Favre steht dabei unter besonderer Beobachtung. In seinen zwei Jahren in Dortmund langte es bisher nur zum Gewinn des Supercups. In der Fußball-Bundesliga erwies sich der FC Bayern trotz einiger Schwächeperioden am Ende als zu stark. Im DFB-Pokal und in der Champions League scheiterte der BVB unter Favre immer im Achtelfinale.

Reus lobt Arbeit von Favre beim BVB

Eine Vertragsverlängerung mit dem akribischen Arbeiter ist daher derzeit kein Thema. "Wir haben ein gewachsenes Vertrauensverhältnis zueinander. Verein und Trainer haben festgestellt, dass wir die Notwendigkeit einer Vertragsverlängerung nicht sehen. Wir gehen so in die Saison. Das haben wir miteinander vereinbart", sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Favres Kontrakt endet im Juni 2021. Bis dahin will er beweisen, dass er den BVB zu großen Titeln führen kann. Die Unterstützung der Spieler hat er. "Seit Lucien Favre gekommen ist, denke ich schon, dass wir die Stabilität für eine ganze Saison haben", sagte Marco Reus zuletzt. Es habe zwar noch nicht für den ganz großen Coup gereicht, "aber man kann sehen, dass wir näher rankommen", so der derzeit wieder einmal verletzte Kapitän.

"Lucien ist so, wie er ist, authentisch"

Favre muss jetzt liefern. Nach dem Verbleib des Jungstars Jadon Sancho wird vom Stammpersonal nur Achraf Hakimi den Klub verlassen. Im belgischen Nationalspieler Thomas Meunier wurde bereits Ersatz gefunden. Top-Talent Jude Bellingham (17) verstärkt zudem das BVB-Mittelfeld. Von Spielern wie Julian Brandt, Erling Haaland und eben Sancho wird noch ein weiterer Schritt nach vorne erwartet.

Ob Favre dafür der richtige Mann ist, wird sich zeigen. Dem Taktikfuchs haftet ein wenig der Makel an, wichtige Spiele zu verlieren. Seine Art sei zu zögerlich, lautet ein Vorwurf. "Lucien ist so, wie er ist, authentisch. Die öffentlichen Diskussionen um ihn herum waren teils sehr unfair", sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zuletzt im "Sportbuzzer"-Interview.

Favre kann aber auch anders. Wenn die Übungen in Bad Ragaz nicht zu seiner Zufriedenheit ausgeführt werden, geht er lautstark dazwischen. Die verhängten Liegestütze als Strafe erzeugen zumindest bei den nicht betroffenen Profis Heiterkeit.