06.10.2020 17:59 Uhr

Flicks Wunschzettel ist abgearbeitet

Hansi Flick hat die geforderten Verstärkungen bekommen
Hansi Flick hat die geforderten Verstärkungen bekommen

Kurz vor Transferschluss wickelt Bayern München eine Vielzahl von Transfers ab. Darunter ist auch ein Rückkehrer, der schon mal heftig beschimpft wurde.

Es ist nicht bekannt, was Uli Hoeneß zu der erneuten Verpflichtung von Douglas Costa sagt. Bekannt ist, was er vor drei Jahren sagte, als der Brasilianer sich mehr oder weniger weggemault hatte von Bayern München zu Juventus Turin. "Costa hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat", sagte der damalige Präsident und heutige Ehrenpräsident über den 30 Jahre alten Flügelspieler, der nun freilich ausrichten ließ: "Ich hatte in München eine wunderbare Zeit."

Costa war der dritte Zugang, den die Bayern am Montag vor dem Transferschluss um 18.00 Uhr bestätigten. Zuvor hatten sie den Spanier Marc Roca unter Vertrag genommen, es folgten dann noch Eric Maxim Choupo-Moting, Bouna Sarr - und Tiago Dantas. Damit war die Wunschliste von Trainer Hansi Flick abgearbeitet: ein Rechtsverteidiger (Sarr), je ein Spieler für Mittelfeld (Roca) und Flügel (Costa). Einen ablösefreien Joker (Choupo-Moting) für die Offensive und das Talent Dantas (Rechtsverteidiger) gab es obendrauf.

Keine erste Wahl, dafür kluge Ergänzungen?

Tatsächlich sind die vier Neuen keineswegs erste Wahl, aber womöglich kluge Ergänzungen. Und so äußerte sich auch der in den vergangenen Tagen ziemlich gut beschäftigte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Etwa über Costa. Auf den Außenbahnen "sind wir jetzt mit Serge Gnabry, Leroy Sané, Kingsley Coman, Jamal Musiala und Douglas top besetzt". Das gebe Trainer Flick die Möglichkeit, die individuellen Einsätze sinnvoll zu dosieren. Choupo-Moting (Vertrag bis 2021) wiederum kann als hängende Spitze spielen oder Robert Lewandowski vertreten.

"Ich bin froh, dass wir Eric verpflichten konnten. Er gibt unserem Kader in der Offensive, vor allem im Zentrum, eine Tiefe, die wir brauchen werden", sagte Salihamidzic. Der 31 Jahre alte Choupo-Moting, der noch nie Ablöse kostete, hatte beim Champions-League-Finalisten Paris St. Germain keinen neuen Vertrag mehr bekommen. Dort galt er inmitten der Superstars um Neymar in der Tat als Integrationsfigur. In der Bundesliga spielte der gebürtige Hamburger bereits für den Hamburger SV den 1. FC Nürnberg, den FSV Mainz 05 und Schalke 04.

Sarr lässt Kimmich aufatmen

Der Franzose Sarr, 28 Jahre alt und angeblich zehn Millionen Euro Ablöse an Olympique Marseille teuer, kommt als Ersatzmann für seinen Landsmann Benjamin Pavard. Er stellt damit sicher, dass Trainer Flick im Ernstfall nicht mehr Joshua Kimmich auf die Position rechts hinten versetzen muss. Sarr bekam einen Vertrag bis 2024. Am Dienstag holten die Münchner in Dantas (19/Benfica Lissabon) noch einen Mittelfeldspieler. Er ist zunächst ausgeliehen für ein Jahr, danach kann der FC Bayern das Talent für angeblich acht Millionen Euro kaufen.

Ob neben der Quantität auch die Qualität stimmt, wird sich erst noch herausstellen müssen. Flick jedenfalls sagte schon am Sonntag nach dem 4:3 gegen Hertha BSC, er sei "super, super happy", dass die Transferperiode am Montag zu Ende gehe. Dann, ergänzte er, werde er erst mal nachsehen, wen er nun alles zur Verfügung habe, und sich fortan "auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind". Das heißt: "Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen."

Nicht mehr dabei sein werden dann wohl die Nachwuchsspieler Adrian Fein (PSV Eindhoven) und Joshua Zirkzee (Feyenoord Rotterdam). Sie sollen ebenso wie Mickael Cuisance (Olympique Marseille) für ein Jahr verliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln. Nach wie vor wird Flick dafür auf Javi Martinez zählen können. Dessen Wechsel zu Athletic Bilbao hat sich vorerst zerschlagen. In den vergangenen Tagen klang Flick nicht so, als sei ihm das unrecht.