26.05.2022 15:09 Uhr

Gravenberech für den FC Bayern keine Soforthilfe?

Ryan Gravenberch steht vor einem Wechsel zum FC Bayern
Ryan Gravenberch steht vor einem Wechsel zum FC Bayern

Mit gerade einmal 20 Jahren gehörte Ryan Gravenberch bei Ajax Amsterdam bereits zu den Schlüsselspielern. Ab der kommenden Spielzeit wird der Achter wohl für den FC Bayern auflaufen. Doch ist Gravenberch wirklich schon bereit für den Schritt nach München?

Johan Cruyff, Marco van Basten, Frank Rijkaard oder Clarence Seedorf: Die Liste der späteren Weltklasse-Spieler, die bei Ajax Amsterdam ausgebildet wurden, ist lang. Doch durch die ruhmreiche Historie steigt beim niederländischen Rekordmeister gleichzeitig die Erwartungshaltung an neue Talente.

Ryan Gravenberch konnte die hohen Erwartungen bei den Niederländern bisher erfüllen. Und auch bei den Bayern-Scouts sammelte er offenbar viele Pluspunkte.

Denn der deutsche Rekordmeister steht unmittelbar davor, den zentralen Mittelfeldspieler für die kommende Saison unter Vertrag zu nehmen. Mehrere Quellen aus den Niederlanden sowie inzwischen auch "Bild" und "Sport1" berichten mittlerweile, dass der Wechsel nach München in trockenen Tüchern sei.

Die "Sport Bild" schreibt, der Rekordmeister werde für die Dienste des zehnfachen Nationalspielers rund 18,5 Millionen Euro hinblättern, hinzu kämen Bonuszahlungen in Höhe von 5,5 Millionen Euro. Laut "Sport1" soll sich der Deal sogar aus einem Sockelbetrag von 20 bis 25 Millionen Euro und weiteren fünf Millionen Euro in Bonusklauseln zusammensetzen. 

FC Bayern schon mit Gravenberch einig

Auch der für gewöhnlich gut informierte italienische Transfer-Experte Fabrizio Romano spricht von einer Ablösesumme von 25 Millionen Euro. Dass Gravenberch den Tweet des Journalisten über seinen bevorstehenden Wechsel nach München mit einem Like versah, wird als starkes Indiz gewertet, dass die Berichterstattung zutrifft und der Transfer tatsächlich kurz bevorsteht.

Noch gibt es aber keine offizielle Bestätigung des Wechsels. Auch den obligatorischen Medizincheck muss Gravenberch laut jüngsten Berichten noch absolvieren. Spätestens Anfang Juni sollen diese Hindernisse aber aus dem Weg geräumt sein. Laut "Sport1" wird Gravenberch dann einen Vertrag bis 2027 in München unterschreiben.

Dass der Rechtsfuß in diesem Sommer den Verein wechselt, hatte sich bereits seit langer Zeit angebahnt. Der 20-Jährige hatte schon vor Monaten öffentlich mit Abschiedsgedanken gespielt. "Passiert der Wechsel im Sommer, fühle ich mich dazu bereit", wurde der Achter im Frühjahr vom "kicker" zitiert.

Gravenberch vereint Tempo und Technik

Einen ablösefreien Wechsel nach Vertragsende im Sommer 2023 schloss der Niederländer aus Verbundenheit mit "seinem" Verein hingegen bis zuletzt kategorisch aus.

"Ich habe die ganze Jugend hier gespielt. Ajax war immer gut zu mir. Dann kann ich nicht ablösefrei gehen. Was ich weiß, ist, dass ich nicht gehen werde, wenn Ajax nichts an mir verdient", stellte Gravenberch klar.

Die zu entrichtende Ablöse hat den FC Bayern aber anscheinend nicht von seinen Bemühungen abhalten. Immerhin bringt Gravenberch mit seinem Mix aus Tempo und Technik wichtige Attribute eines modernen Mittelfeldspielers mit. Zudem ist der Jungprofi flexibel einsetzbar, lief in der niederländischen Nationalmannschaft sogar schon einmal als Rechtsverteidiger auf.

Luft nach oben hat Gravenberch indes noch vor dem gegnerischen Tor. In der abgelaufenen Saison erzielte der Youngster in 42 Pflichtspielen nur drei Treffer, das ist selbst für einen zentralen Mittelfeldspieler recht wenig. Darüber hinaus mangelt es Gravenberch noch an der nötigen Konstanz. Zugleich verwundert diese Tatsache angesichts seines jungen Alters nicht.

Könnte Gravenberch dem FC Bayern auf Anhieb weiterhelfen?

Während ihn schwächere Auftritte bei Ajax Amsterdam nicht den Stammplatz kosteten, könnte dem Shootingstar beim FC Bayern möglicherweise die Ersatzbank drohen. Denn: Mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka haben die Münchner ihr Mittelfeld-Duo für die Zukunft eigentlich schon gefunden.

Deshalb glaubt der ehemalige Bundesliga-Profi Jan-Aage Fjörtoft nicht, dass der Box-to-box-Spieler dem FC Bayern schnell weiterhelfen würde. "Ist er eine direkte Verstärkung ab dem jetzigen Zeitpunkt? Das bezweifle ich", erklärte der 55-Jährige bei "Bild-TV".

Vielmehr wäre Gravenberch, an dem bis zuletzt auch Real Madrid und Juventus Turin gebaggert haben sollen, eine langfristige Investition. Dass aus ihm eines Tages tatsächlich der nächste Rijkaard oder Seedorf werden kann, muss das Ajax-Talent erst noch über einen längeren Zeitraum unter Beweis stellen.

Jannik Kube/Jonas Hofmann