05.12.2022 12:38 Uhr

Warum Schalke bei Yoshida ganz genau hinschauen muss

Bei der WM 2022 in Katar kaum wiederzuerkennen: Schalke-Verteidiger Maya Yoshida
Bei der WM 2022 in Katar kaum wiederzuerkennen: Schalke-Verteidiger Maya Yoshida

Beim FC Schalke 04 gehört Maya Yoshida zu den größten Enttäuschungen der bisherigen Saison. Bei der Fußball-WM 2022 in Katar spielt der 34-Jährige dagegen stark auf und ist nicht aus der Abwehr von Deutschland-Schreck Japan wegzudenken. Welche Lehren muss Schalke daraus ziehen?

Wenn Maya Yoshida am Montag (16:00 Uhr, LIVE im sport.de-Ticker) die japanische Fußball-Nationalmannschaft gegen Vizeweltmeister Kroatien als Kapitän aufs Feld führt, wird sich manch ein Schalke-Fan wohl wieder verwundert die Augen reiben: Ist das wirklich derselbe Maya Yoshida, der sonst das Trikot des Revierklubs trägt?

Der 34-jährige Abwehrroutinier, dem in der Bundesliga nach nur 15 Spieltagen bereits der Stempel "zu langsam" aufgedrückt wurde, geht bei der Fußball-WM 2022 in Katar voran - und das nicht nur, weil er bei den "Samurai Blue" die Spielführerbinde trägt.

Mit starken Leistungen im Abwehrzentrum stellt Yoshida bei der Wüsten-WM unter Beweis, warum ihn Schalkes damaliger Sportvorstand Rouven Schröder nach seiner Verpflichtung im Sommer als "absoluten Führungsspieler" bezeichnete. Yoshida kam ablösefrei von Sampdoria Genua.

Ob in der Viererkette, wie bei Japans 2:1-Auftaktsieg gegen Deutschland in Gruppe E, oder in einem Dreier-Abwehrverbund, wie beim 2:1-Coup gegen Spanien: Yoshida, der noch keine WM-Minute verpasst hat, präsentiert sich taktisch variabel und ballsicher - und mit einer Abgeklärtheit, die der 125-fache Nationalspieler in Gelsenkirchen bislang weitestgehend vermissen ließ.


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Beim FC Schalke 04 wissen sie ganz genau: "Maya Yoshida tut uns gut"

Das Missverhältnis zwischen Yoshidas Leistungen auf Schalke und seinen Vorstellungen im japanischen Nationalteam wirft zwangsläufig eine Frage auf: Warum ist das so? 

Beim Bundesliga-Schlusslicht genießt Yoshida trotz der schwankenden Leistungen in der ersten Saisonhälfte hohes Ansehen. Das unterstrich nicht zuletzt Schalke-Stürmer Simon Terodde, der seinen Teamkameraden in der WM-Sendung "Nachspielzeit" bei "MagentaTV" in die Top-Elf der bisherigen WM wählte. "Er tut uns auch auf Schalke gut. Und mit Japan hat er bisher Riesen-Spiele gemacht", begründete Terodde seine Wahl für das Abwehrzentrum seiner WM-Elf.

Aus seinen Anlaufschwierigkeiten bei Schalke 04 machte Yoshida selbst keinen Hehl. "Ich hatte schon so viele Partner im Abwehrzentrum", sagte der 34-Jährige etwa nach der 0:4-Klatsche gegen Bayer Leverkusen am neunten Spieltag: "Auch viele junge Spieler. Das ist nicht leicht. Normalerweise muss die Abwehrkette gut eingespielt sein."

Es waren Aussagen, für die der Routinier damals eher Verwunderung als Verständnis erntete. Es liege an Yoshida, seine Rolle als "absoluter Führungsspieler" zu untermauern und die jungen Abwehrkollegen zu führen, lautete der Tenor der Reaktionen, die dem Japaner entgegneten.

Nach seinen bisherigen WM-Leistungen wird jedoch ersichtlich, worauf Yoshida mit seinen Aussagen vermutlich hinauswollte. Von Japans defensiver Stabilität, die der Mannschaft von Trainer Hajime Moriyasu auch taktische Flexibilität ermöglicht, war Schalke in den ersten 15 Bundesliga-Partien meilenweit entfernt.

Yoshida braucht beim FC Schalke 04 einen richtigen Partner

Yoshidas Leistungssteigerung im japanischen Trikot geht wohl auch mit der höheren individuellen Qualität im Team der "Samurai Blue" einher. Ein Linksverteidiger wie der frühere Inter-Star Yuto Nagatamo steht Yoshida auf Schalke etwa nicht zur Seite.

Es entbehrt zudem nicht einer gewissen Ironie, dass der im Sommer von Schalke zu Borussia Mönchengladbach gewechselte Ko Itakura Yoshidas Partner in Japans Abwehrzentrale in der Viererkette ist. Mit dem auf Schalke so schmerzlich vermissten 25-Jährigen versteht sich Yoshida blind.

Seine überzeugenden WM-Vorstellungen könnten für Yoshida auch einen Neuanfang auf Schalke bedeuten. Die Gewissheit, dass er auf internationalem Parkett noch immer ein Faktor sein kann, sollte nicht nur dem 34-Jährigen neues Selbstvertrauen im Abstiegskampf einflößen. 

"Maya ist ein sehr routinierter Spieler, muss sich aber in der Bundesliga noch anpassen, auch im Hinblick auf seine Geschwindigkeit. Das Spiel in der Serie A und in der Premier League ist anders. Er braucht noch ein bisschen Zeit", sagte der ehemalige Schalke-Profi Atsuto Uchida zuletzt mit Blick auf Yoshidas bisherige Performance im Schalke-Trikot.

Yoshidas Auftritte bei der WM in Katar scheinen Uchida zu bestätigen. Schalke hat in Yoshida einen ligatauglichen Führungsspieler. Der kann die Königsblauen aber nicht alleine retten.

Neuzugänge wie der von Hertha verliehene Torwart Alexander Schwolow oder Stürmer Sebastian Polter werden sich ebenfalls steigern müssen. Und: Potentielle Wintertransfers müssen sitzen. Ein kongenialer Abwehrpartner für Yoshida wäre dabei nicht die schlechteste Wahl.

Claudio Palmieri

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