08.02.2023 14:19 Uhr

Enke-Witwe weist BVB-Sportdirektor Kehl zurecht

Kritik an BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl
Kritik an BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl

Nach den üblen Schmähplakaten gegen Max Eberl im Rahmen des Bundesligaspiels zwischen dem 1. FC Köln und RB Leipzig hat BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl für seinen Kollegen Partei ergriffen und einen Vergleich zum Suizid von Robert Enke im November 2009 gezogen. Dessen Witwe ist davon wenig begeistert.

Als langjähriger Erfolgsmanager des Erzrivalen Borussia Mönchengladbach war Max Eberl bei den Fans des 1. FC Köln nie sonderlich beliebt, seit seinem Engagement bei RB Leipzig ist sein Ansehen in der Domstadt offenkundig nochmal gesunken.

Am vergangenen Wochenende entlud sich die Abneigung gegen Eberl in einigen geschmacklosen Plakaten, die den im Vorjahr wegen einer Burnout-Erkrankung monatelang aus dem Rampenlicht verschwundenen Funktionär verhöhnten.

Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl sah sich veranlasst, ein Statement abzugeben. "Wir hatten das Thema Robert Enke vor vielen, vielen Jahren. Ich glaube, wenn man sich ab und an mal daran erinnert, was es mit den Menschen macht, dann würde ich schon gerne mal zur Besinnung aufrufen", erklärte der 42-Jährige gegenüber "Bild".

Der damalige Nationaltorwart Enke hatte sich 2009 das Leben genommen. Im Anschluss wurde bekannt, dass er an Depressionen litt.

"Stark vereinfachende Erklärungen" von BVB-Sportdirektor Kehl

Enkes Witwe Teresa war von Kehls Vergleich augenscheinlich nicht angetan. In einem offenen Brief, der u.a. via Twitter veröffentlicht wurde, wies die 46-Jährige, die sich mit der Robert-Enke-Stiftung seit vielen Jahren für Aufklärung beim Thema Depression engagiert, den Dortmunder zurecht.

"Lieber Sebastian Kehl, es ist wichtig und richtig, Leuten entgegenzutreten, die andere verbal erniedrigen und dabei, wie im Fall der Anfeindungen gegen Max Eberl in Köln, auch noch psychische Probleme wie ein Burnout-Syndrom verharmlosen", schrieb Teresa Enke.

Zugleich stellte sie klar, dass ihr Mann nicht aufgrund von Fan-Pöbeleien depressiv geworden sei. "Falsche oder stark vereinfachende Erklärungen" sollten daher vermiesen werden, schließlich würden "Schmähungen im Stadion nicht automatisch zu Depressionen" führen.

Zum Abschluss lud sie Kehl ein, gemeinsam "für einen sensiblen und aufgeklärten Umgang mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen".

Wie der frühere BVB-Kapitän auf das Schreiben reagiert hat, ist nicht bekannt.