10.10.2024 16:05 Uhr

Hilfe! Jetzt muss man schon Jens Lehmann Recht geben

Jens Lehmann versteht nicht, dass Bernd Leno beim DFB außen vor ist
Jens Lehmann versteht nicht, dass Bernd Leno beim DFB außen vor ist

Einem Mittfünfziger, der zuhause mit der Kettensäge hantiert, Parkschranken austrickst und sich - Obacht Verdachtsberichterstattung! - nach einem Wiesn-Besuch maßgeschneidert ins Auto zwirbelt, um Stoff zu geben -, den sollte man vielleicht nicht unbedingt als Kronzeugen für ein Arguments hernehmen. Auf der anderen Seite: So einem sollte man vielleicht auch nicht widersprechen. Tun wir's also: Geben wir Jens Lehmann Recht! 

Der frühere Nationaltorwart hat wenig Verständnis für Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der lässt Oliver Baumann und Alexander Nübel als ter-Stegen-Vertreter für die Länderspiele in Bosnien-Herzegowina und gegen Holland ins DFB-Tor. Als brave Nummer drei darf zudem der Salzburger Bulle Janis Blaswich dabei sein.

Nicht an Bord dagegen: Bernd Leno, obwohl der immerhin schon neun Länderspiele aufm Buckel hat und mit deutlich mehr (internationaler) Erfahrung aufwartet, als Baumann von 1899 Hoffenheim und Stuttgarts Nübel (wennschon der mit dem VfB diese Saison Champions League spielt). 

Dem Torwart vom FC Fulham stieß sauer auf, dass ihm Nagelsmann vor den Nations-League-Spielen mitteilte, er werde keine Minute eingesetzt.

Er sei "kein Newcomer" mehr, sagte Leno - und dem DFB-Coach ab. Kettensägig kreischte Leno noch nicht, er stehe immer bereit, "wenn ich dem Team wirklich weiterhelfen kann", ließ der England-Legionär wissen. Aber ziemlich gekränkt, brüskiert klang er schon.

Denn der 32-Jährige spielt in der Premier League eine starke Saison, ist sogar zum Kapitän in Fulham aufgestiegen. Was ein Nübel oder Baumann dem seit vielen Jahren auf Top-Niveau agierenden Leno voraus haben sollen, erschließt sich nicht.

Bundesliga-Bonus in der Nationalmannschaft?

"Er spielt mit Fulham in der Premier League, der anspruchsvollsten Liga der Welt. Und er hat eine bessere Ausbildung, wie man eine Abwehr organisiert", sagt Lehmann. Gute Punkte - Nagelsmann ignoriert sie, gibt lieber zwei Bundesliga-Torwarten die Chance.

Und mal wieder drängt sich der Eindruck eines nationalen Bonus' auf. So wie ihn Bayern-Torwart Manuel Neuer in all den Jahren zu haben schien, in denen ter Stegen in La Liga zu einer Barca-Institution reifte, während beim DFB sein Status als Nummer zwei verhärtete.

Mit der Brüskierung Lenos hat Nagelsmann ein falsches Signal gesendet: Für die Zeit, in der ter Stegen ausfällt, muss maximaler Konkurrenzkampf im Tor die Maxime sein - in jedem Training, in jedem Spiel. Kein vorausgeschicktes "aber spielen wirst du nicht".