07.04.2025 18:05 Uhr

Exklusiv: Freund appelliert an Bayern wegen Müller

Der Vertrag von Thomas Müller beim FC Bayern wird nicht verlängert
Der Vertrag von Thomas Müller beim FC Bayern wird nicht verlängert

Der frühere Bundesliga-Profi und heutige TV-Experte Steffen Freund hat im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de mit einem eindringlichen Appell an den FC Bayern aufhorchen lassen. Seine Botschaft an die Bosse: Legt eine Kehrtwende hin und verlängert unbedingt doch noch mit Thomas Müller!

Wenn der FC Bayern am Dienstagabend (21 Uhr im sport.de-Live-Ticker) im Viertelfinalhinspiel der Champions League gegen Inter Mailand ran muss, dann werden alle Augen auf Thomas Müller gerichtet sein.

Auf den Schultern des Routiniers, dessen angekündigter Abschied im Sommer Aufsehen erregte, ruhen nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Shootingstar Jamal Musiala alle Hoffnungen in der Offensive. Eine mental sehr schwere Last für Müller, wie Steffen Freund im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de deutlich machte. Doch der TV-Experte ging noch weiter und richtete einen flammenden Appel an die Ober-Bosse rund um Sportvorstand Max Eberl und die Klub-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

Herr Freund, am Dienstagabend müssen die Bayern in der Allianz Arena gegen Inter Mailand ran. Wie sehen Sie die Ausgangslage?

Steffen Freund: Bayern München ist der Favorit. Ich habe aber zuletzt genauer bei Inter hingeschaut. Am Wochenende haben sie unentschieden gespielt in Parma. Sie sind Erster, spielen um die Meisterschaft. Sie sind aber auch unter Druck von Napoli und müssen daher die besten Spieler aufbieten. 

Wenn ich mir die Mannschaft anschaue: Lautaro Martínez und Marcus Thuram sind die beiden Stürmer vorn, Inter spielt gern im 3-5-2, das heißt für Bayerns Eric Dier und Minjae Kim oft Eins-gegen-eins-Situationen. Hier wird es schwierig, das hinzubekommen. Das ist das in Anführungszeichen Negative.

Positiv natürlich aus Bayern-Sicht, wenn sie mit einer Dreierkette spielen: dass sie dann mit ihren Außenstürmern - Michael Olise oder Leroy Sané - immer wieder ins Ein-gegen-eins kommen und Räume haben oder sogar gar kein Gegenspieler da ist, wenn Inter mal aufgerückt ist. Das wird aus taktischer Sicht super interessant und ich glaube, dass die Bayern zuhause wirklich etwas Gutes vorlegen können.

Können die Bayern trotz der prekären personellen Lage und der Unruhe im Umfeld ihre Saisonziele erreichen?

Ja, das können sie. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Wenn man in die finale Phase der Saison kommt, in der es um alles geht, und man hat Verletzungen, dann rückt man genau deswegen noch etwas enger zusammen. Die Innenverteidiger werden alle Unterstützung haben. Das ist doch klar. Natürlich wird man Dayot Upamecano und Hiroki Ito vermissen, aber ich glaube viel mehr wird man Jamal Musiala vermissen.

Freund: Entscheidung gegen Müller-Verlängerung war falsch!

Und genau hier ist der springende Punkt für mich. Ihn zu ersetzen, wird schwierig. Und wer soll es machen: Thomas Müller! Und hier bin ich dann wieder positiver. Denn Thomas Müller wird immer sein Herz auf dem Platz lassen. Und seine mentale Situation muss Vincent Kompany lösen mit ihm zusammen. Er muss ganz klar bereit sein, an die Grenze zu gehen. Denn die Situation, nicht mehr beim FC Bayern dabei zu sein in der nächsten Saison, keine Vertragsverlängerung zu bekommen, das kann auch mentale Auswirkungen haben und plötzlich funktionieren die Beine nicht mehr. Das kenne ich auch aus eigener Situation, das hatte ich mal in Tottenham.

Wie bewerten Sie den Umgang mit Thomas Müller?

Als Spieler habe ich das selbst erlebt. Da bin ich in dieser Hinsicht auf Spielerseite. Als Trainer kann ich die Gesamtsituation im Verein nachvollziehen. Aber was mich total erstaunt ist, dass man eine Balance hinbekommen will. Dass Max Eberl sich entschuldigt, wie es gelaufen ist.

Nein, das war nicht nur ein Fehler. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Diese Entscheidung war falsch. Thomas Müller hat in dieser Saison gezeigt: Erstes Spiel gegen Ulm, Spieler des Spiels, drei Scorerpunkte. Dass er im Laufe der Saison in dem Alter, mit 35, auch mal ein paar weniger Spiele macht oder mal kaum zum Einsatz kommt, ist normal. Gleichzeitig hat er aber bewiesen, dass er hinter den Kollegen, hinter dem Verein, hinter der gesamten Aufgabe steht. 

Er muss noch ein Jahr verlängern, ohne Wenn und Aber. Alles andere macht keinen Sinn. Das ist die falsche Entscheidung! Und genau deswegen hat sich Musiala jetzt auch verletzt - da kann man denken, was man will, - damit Müller jetzt spielen muss.

Wie geht es für Thomas Müller weiter: Beendet er nach der Saison seine Karriere oder setzt er sie noch fort?

Max Eberl, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge: Bitte verlängert den Vertrag von Thomas Müller! Alles andere ist falsch. Ich weiß, es wird euch nicht auf die Füße fallen. Dafür habt ihr schon viel zu viel geleistet im Fußball. Aber diese Entscheidung ist falsch.

Wie wichtig kann Müller durch den Ausfall von Musiala jetzt noch für den FC Bayern werden?

Er muss es jetzt ja werden, jetzt kommt ja das Entscheidende: Wenn Thomas Müller jetzt nicht Leistung bringt, dann ist es die Schuld von allen Verantwortlichen, die jetzt sagen, wir waren traurig, nicht mit ihm zu verlängern. Jetzt muss er spielen, jetzt soll er die Kohlen aus dem Feuer holen, jetzt soll er die Bayern zum Champions-League-Sieg schießen. Was er ja könnte. Aber in der Situation jetzt wird es sehr, sehr schwierig.

Wie fest sitzt Sportvorstand Max Eberl aus Ihrer Sicht noch im Sattel?

Total fest. Ich glaube, jetzt spürt er gerade, die Gesamtsituation. So eine Entscheidung zu treffen für so einen großen Spieler, das tut ihm weh, das nehme ich ihm alles ab. Aber im Endeffekt glaube ich, ist es sehr, sehr schwer für ihn insgesamt, in diesem Umfeld langfristig zu arbeiten. Und andersherum - weil ich ihn auch noch persönlich kenne - ist er einer, der es auf alle Fälle hinbekommen kann.