Trainerlegende schießt scharf gegen Köln: "Kasperletheater"

Der 1. FC Köln sorgte nach dem 32. Spieltag der abgelaufenen Zweitliga-Saison für mächtig Aufsehen, als er Cheftrainer Gerhard Struber auf Platz zwei liegend entließ und für zwei Spieltage Friedhelm Funkel zurück auf die Trainerbank beorderte. Zwar zahlte sich die Entscheidung der Vereinsführung offenkundig aus, holten die Domstädter doch noch die Meisterschaft in der 2. Bundesliga und kehren nun in das Oberhaus zurück. Trotzdem setzte es auch Wochen nach dem kurzfristigen Trainerwechsel nochmals scharfe Kritik gegen die Kölner Verantwortlichen.
Eduard Geyer, der viele Jahre als Trainer im deutschen Profi-Fußball gearbeitet hat, schoss in einem "kicker"-Gastbeitrag jetzt besonders scharf gegen die Vereinsführung des 1. FC Köln, die schon zum zweiten Mal innerhalb von sechs Jahren einen Cheftrainer auf einem Aufstiegsplatz in der 2. Bundesliga liegend rausschmissen.
"Wenn Trainer vor ihrem Vertragsende gefeuert werden, ist das oft ein Hilferuf der Vereine. Wenn ich einen Trainer verpflichte, durchleuchte ich ihn doch vorher im Detail und bin von ihm überzeugt. Aber die Tendenz ist erschreckend, dass Trainer in einer Phase, in der alle gesteckten Ziele noch in greifbarer Nähe sind, entlassen werden", holte Trainer-Ikone Geyer in seiner Kolumne zunächst aus.
Er nannte den 1. FC Köln dann als bestes Beispiel für seine Ansicht: "Vor einigen Jahren musste Markus Anfang den Klub als Tabellenführer der 2. Liga verlassen - und jetzt vor Kurzem eben Gerhard Struber als Tabellenzweiter. Das war ein bisschen Kasperletheater. Ich glaube, dass einige Vereine da eine Art Torschlusspanik bekommen."

Geyer sieht viele Ahnungslose im Profi-Fußball
Geyer, der selbst vor allem bei Dynamo Dresden und bei Energie Cottbus als Cheftrainer Legendenstatus erreichte, stellte dabei die fachliche Eignung auf der Entscheider-Ebene bei den betroffenen Vereinen infrage: "Meiner Meinung nach gibt es auch viele Verantwortliche in den Klubs, die mitentscheiden, aber nur wenig Ahnung vom Fußball haben. Die wollen im Fußball unbedingt unterkommen - und treffen teilweise Entscheidungen ,die für den Verein dann mitunter tödlich sind."
Insgesamt sei diese beschriebene Tendenz für den mittlerweile 80-Jährigen im Profi-Fußball "insgesamt sehr fragwürdig", wie Geyer weiter ausführte: "Wenn ich mich zu einem Trainer klar bekenne, seinen Fleiß im Training und bei den Spielen sehe, dann geht man den Weg doch zusammen weiter - und entlasse ihn nicht direkt bei jedem kleinen Misserfolg. [...] Für mich wird mittlerweile viel zu schnell reagiert und daraufhin die Reißleine gezogen."
Als Favorit auf den Cheftrainer-Posten beim 1. FC Köln gilt mittlerweile Lukas Kwasniok, der zuletzt noch beim SC Paderborn gearbeitet hatte. Friedhelm Funkel hat den Trainerstuhl nach seiner erfolgreichen Aufstiegsmission beim Effzeh bereits wieder geräumt.