14.03.2019 16:31 Uhr

Rampenlicht: Effzeh-Leihe trifft und fliegt

Zweieinhalb Jahre lang war Sehrou Guirassy ein Geißbock
Zweieinhalb Jahre lang war Sehrou Guirassy ein Geißbock

Viele bekannte Gesichter aus der Fußball-Bundesliga spielen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im Rampenlicht: Eine Kölner Leihgabe im Wechselbad der Gefühle, ein Ex-Freiburger, dem kein Elfer gelingt, und ein einstiger BVB-Star mit dem Last-Minute-Siegtor.

49. Minute: Serhou Guirassy steht mit dem Rücken zum Tor, nimmt den Ball mit der Brust an, dreht sich und hämmert das Ding zum 1:0 in die Maschen!

90. Minute: Serhou Guirassy will einen gegnerischen Angriff an der Mittellinie unterbinden und so die 2:1-Führung über die Zeit retten. Mit Anlauf springt er Denis Bouanga von hinten in die Beine und sieht für dieses Brutalo-Foul die Rote Karte.

Das Spiel des SC Amiens gegen Nîmes Olympique am Samstagabend – für den im Januar auf Leihbasis vom 1. FC Köln zum französischen Tabellensechzehnten abgewanderten Stürmer ein wahres Wechselbad der Gefühle.

In der Gefühlswelt des Franzosen hat offenbar auch der Effzeh noch immer einen Platz: "Während ich in Amiens meinen Teil zum Klassenerhalt in der Ligue 1 beitragen möchte, drücke ich dem gesamten FC und seinen Fans fest die Daumen für den Aufstieg."

Guirassys Zeit in Köln beginnt im Sommer 2016, als der FC den damals 20-Jährigen für 3,8 Millionen Euro vom OSC Lille holt. In seiner ersten Saison bei den Domstädtern noch von Verletzungen geplagt, gelingen ihm in der Spielzeit 2017/18 immerhin vier Tore.

Doch seit der Rückkehr von Anthony Modeste im vergangenen Herbst ist in der Offensive des Effzeh für Guirassy kein Platz mehr. "Serhou ist ein junger, talentierter Spieler, der für seine Entwicklung regelmäßige Spielpraxis benötigt. Die können wir ihm derzeit nicht bieten", machte Geschäftsführer Armin Veh im Januar deutlich.

Beim SC Amiens, der nach dem Leihende im Sommer über eine Kaufoption verfügt, erhält der Linksaußen nun die erhofften Einsatzzeiten: Seit seiner Ankunft hat der Franzose lediglich 33 Spielminuten verpasst. Zuzüglich der 180 Sekunden, die er am Samstag nach seinem Platzverweis allein in der Kabine verbracht hat.

Ex-Bundesliga-Torjäger versagen die Nerven

Dass Freud und Leid im Fußball oft nah beieinander liegen, weiß auch Papiss Demba Cissé. Seit dem vergangenen Sommer steht der ehemalige Freiburger beim türkischen Erstligisten Alanyaspor unter Vertrag und ist dort - wie schon in der Bundesliga - überaus torgefährlich. Allein in den letzten vier Spielen hat der 33-Jährige sechs Tore erzielt.

Zugleich verzeichnet Cissé aber in dieser Saison eine rekordverdächtige Negativbilanz: Viermal ist er zum Elfmeter angetreten, viermal hat er verschossen. Beim 2:1-Erfolg am vergangenen Sonntag gegen BB Erzurumspor haben dem Stürmer gleich zweimal vom Punkt die Nerven versagt.

Mangelnde Erfahrung dürfte wohl kaum der Grund für die miese Elfer-Ausbeute sein: In den zwei Jahren, die Cissé zwischen 2010 und 2012 beim SC Freiburg verbringt, fehlt der Mittelstürmer in nur drei Partien. Insgesamt gelingen ihm 37 Bundesliga-Tore, in der Saison 2010/11 muss er sich im Rennen um die Torjägerkanone mit 22 Treffern nur Mario Gómez geschlagen geben.

In Freiburg verehrt hat der Senegalese jedoch Größeres im Sinn: "Ich liebe die Premier League und möchte mir dort einen Namen machen." Im Januar 2012 wechselt er folgerichtig für 12 Millionen Euro zu Newcastle United.

Cissé stürmte für Newcastle United
Cissé stürmte für Newcastle United

Gleich in seiner Debüt-Saison in England beeindruckt Cissé mit einer Top-Torquote von 13 Treffern in 14 Spielen. Im Sommer 2016 folgt der Stürmer dem Ruf Felix Magaths zum chinesischen Klub SD Luneng, zwei Jahre später zieht er schließlich zu Alanyaspor weiter. Dort muss er nun dringend an seiner Elfer-Bilanz schrauben.

Ex-BVB-Star mit Last-Minute-Tor

Ebenfalls in der Türkei arbeitet derzeit Shinji Kagawa erfolgreich an seiner Trefferquote. Im Januar auf Leihbasis vom BVB zum Traditionsverein Besiktas gewechselt, hat der Japaner sein Team am Sonntag gegen Konyaspor in der 93. Minute zum Sieg geschossen. Für Kagawa bereits das dritte Tor, schon bei seinem Debüt im Februar waren ihm zwei Treffer gelungen. 

Als die Borussia in der Winterpause ihren Kader ausdünnt, steht auch Kagawa auf der Abschussliste. Obwohl er zu der für zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokal-Sieg verantwortlichen goldenen BVB-Generation zählt, hat der 29-Jährige unter Trainer Lucien Favre offenbar keine Perspektive mehr.

Dabei liest sich die Bilanz des offensiven Mittelfeldmanns im schwarz-gelben Trikot ordentlich: In 216 Pflichtspielen trifft der vor neun Jahren für läppische 350.000 Euro aus Japan gekommene Stürmer stolze 60 Mal und bereitet fast genau so viele Treffer (55) vor. 

Getrennte Wege sind Kagawa und der BVB jedoch schon einmal gegangen. Nach dem Gewinn des Doubles wagt der Japaner 2012 den Sprung in die Premier League, kann aber beim Manchester United nie Fuß fassen. Nach zwei erfolglosen Jahren flüchtet er zurück zur Borussia, für die sich Kagawas Ausflug auf die Insel zumindest finanziell gelohnt hat: Einst für 16 Millionen Euro an die Red Devils verkauft, kostet die Rückkehr des Fan-Lieblings den Verein nur noch die Hälfte.

Patricia Kamper