28.04.2019 11:17 Uhr

Schalke feiert, Stevens knurrt: "Macht Saison nicht gut"

Der FC Schalke feierte einen überraschenden Derbysieg beim BVB
Der FC Schalke feierte einen überraschenden Derbysieg beim BVB

Nach dem überraschenden Derbysieg in Dortmund hat Schalke 04 den Klassenerhalt fast in der Tasche. Alles gut ist beim abgestürzten Vizemeister dennoch nicht.

In der Stunde des völlig unerwarteten Triumphes war Huub Stevens schon in der Kabine verschwunden, als die Fans von Schalke 04 lautstark nach ihrem Jahrhunderttrainer verlangten. Klubboss Clemens Tönnies eilte in die Katakomben des Dortmunder Stadions und holte den 65-Jährigen zurück. Mit einem Lächeln nahm der "Knurrer" nach seinem definitiv letzten Derbysieg alle Huldigungen entgegen - Tönnies umarmte ihn innig und küsste ihn auf die Stirn, die königsblauen Anhänger sangen immer wieder seinen Namen.

"Die drei Punkte haben wir gebraucht", sagte Stevens nach dem 4:2 (2:1) des abgestürzten Vizemeisters im Revierderby beim Titelkandidaten BVB: "Dass wir sie hier geholt haben, macht es umso schöner."

Nach dem siebten Erfolg in seinem 19. Ruhrpottklassiker hat der Niederländer seine Mission fast erfüllt: Er war noch einmal aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um seinen Herzensklub vor dem vierten Abstieg der Vereinsgeschichte zu bewahren.

Stevens knurrt: "Das darf uns nicht passieren"

Drei Runden vor Schluss hat Schalke sechs Punkte und 21 Tore Vorsprung vor dem VfB Stuttgart auf dem Relegationsplatz. Dennoch mahnte Stevens: "Das macht die Saison aber nicht gut. Dass Schalke so weit unten reinrutscht, das darf uns nicht passieren."

Dass die Gelsenkirchener ausgerechnet in Dortmund mit ihrem Kultcoach den wohl entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt machten, kam nicht von ungefähr: Stevens hatte schon beim zuvor letzten Triumph am 20. Oktober 2012 (2:1) und beim höchsten Schalker Bundesligasieg beim BVB (4:0 am 23. September 2000) auf der Bank der Knappen gesessen.

Auch diesmal hatte er sie perfekt auf das scheinbar aussichtslose Unterfangen eingestellt: "Wir haben unter der Woche Zweikämpfe eins gegen eins trainiert und wollten aggressiv auftreten", berichtete Mittelfeldspieler Suat Serdar.

Die teils grenzwertige Härte der Schalker, ihr Kampfgeist und die für Stevens so typische kompakte Defensive raubten dem haushohen Favoriten den Nerv, der sich durch die Roten Karten für Marco Reus (60.) und Marius Wolf (65.) selbst schlug.

Caligiuri wird zum neuen "BVB-Experten"

Auch das entscheidende 3:1 durch Daniel Caligiuri (62.) war ein Produkt des Trainings. Der Außenverteidiger hatte "in den letzten Wochen viele Freistöße geübt" - so auch nach dem Abschlusstraining. "Ein, zwei sind so reingegangen", verriet sein Teamkollegen Sebastian Rudy. Deshalb ließ sich Caligiuri nach dem Reus-Rot auch nicht den Ball von Bastian Oczipka wegnehmen: "Er meinte noch, es ist zu weit, und wollte flanken. Aber ich hatte ein gutes Gefühl."

Mit dem Freistoß in den Winkel krönte sich der 31-Jährige endgültig zum neuen Schalker Derbyhelden. Es war sein viertes Tor in den letzten vier Spielen gegen den BVB und das dritte in zwei Duellen in Dortmund. Mit dem eiskalt verwandelten Handelfmeter nach Videobeweis (18.) und dem Eckball zum 2:1 durch Salif Sané (28.) hatte Caligiuri schon zuvor den krassen Außenseiter auf Siegkurs gebracht. Breel Embolos 4:2 (86.) war dann der Startschuss für die unverhoffte Schalker Derbyparty.

Sportvorstand Jochen Schneider sollte allerdings nicht mitfeiern. Die Bilanz von 30 Punkten nach 31 Spielen nannte der Nachfolger von Christian Heidel "ein Desaster, eine Katastrophe" und fügte an: "Uns steht noch viel Arbeit bevor."