05.07.2022 18:25 Uhr

Ist de Ligt das fehlende Puzzleteil beim FC Bayern?

Transfercoup: Spielt Matthijs de Ligt bald für den FC Bayern?
Transfercoup: Spielt Matthijs de Ligt bald für den FC Bayern?

Der Transfersommer nimmt weiter an Fahrt auf: Laut Medienberichten soll ein Wechsel des niederländischen Nationalspielers Matthijs de Ligt zum FC Bayern fast in trockenen Tüchern sein. Der 22-Jährige will zum Deutschen Rekordmeister und die Bayern brauchen einen Top-Innenverteidiger. Das perfekte Match also?

Er gilt als der geborene Anführer: Matthijs de Ligt stand in der Saison 2018/19 bereits mit 19 Jahren als Kapitän von Ajax Amsterdam im Halbfinale der Champions League. Europäische Topklubs rissen sich um den Innenverteidiger - darunter auch der FC Bayern München. Doch der Niederländer wechselte zu Juventus Turin. 

Bei der Alten Dame lernte der heute 22-Jährige von den Besten und dirigierte an der Seite von Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci die Juve-Abwehr. Zuletzt wollten die Italiener mit de Ligt über 2024 hinaus verlängern, allerdings aufgrund der finanziellen Probleme zu abgeschwächten Konditionen, zum Missfallen des Abwehrmannes.

Nach zwei enttäuschenden vierten Plätzen in der Serie A sucht eines der größten Innenverteidiger-Talente Europas nun eine neue Herausforderung und will zum FC Bayern, der stets den Kontakt zum Niederländer gehalten hatte. Nach Informationen von "Sport1" hat der Innenverteidiger den Münchnern nun seine "feste mündliche Zusage" für einen Wechsel gegeben.

Finanziert der FC Bayern de Ligt mit einem Tauschgeschäft?

Knackpunkt des vermeintlich perfekten Matches könnte die Ablöse sein: De Ligt hat einen Marktwert von 70 Millionen Euro, in seinem Vertrag soll eine Ausstiegsklausel von 120 Millionen Euro stehen. Irgendwo in der Mitte könnte man sich treffen. Dennoch bleibt eine beträchtliche Summe für die Bayern, die in diesem Transfersommer bereits ein Gesamtpaket von 40 Millionen für Sadio Mané auf den Tisch legten.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Ablöse in einem Tauschgeschäft zu verrechnen: Juventus möchte de Ligt verständlicherweise nicht ohne Gegenwert ziehen lassen - zumal sich mit Chiellini einer der Schlüsselspieler von der Alten Dame verabschiedete.

Das Tauschobjekt könnte laut Medienberichten Benjamin Pavard heißen. Der wollte zukünftig eigentlich eine größere Rolle in der Innenverteidigung der Bayern spielen. Sollte de Ligt tatsächlich nach München wechseln, wäre das quasi ausgeschlossen. Bei Juventus hätte der Franzose zumindest auf dem Papier alle Möglichkeiten.

Hat de Ligt die passende Qualität für den FC Bayern?

Für Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der in seiner aktiven Karriere sowohl für die Bayern als auch Juventus spielte, gibt es in den nächsten Tagen beziehungsweise Wochen noch einige Variablen zu klären. Ein Wechsel von Robert Lewandowski zum FC Barcelona etwa würde natürlich ganz andere, finanzielle Möglichkeiten eröffnen. 

Betrachtet man die jüngere Vergangenheit von Matthijs de Ligt im Juve-Trikot, stellt sich die Frage: Ist die Qualität des 22-Jährigen bereits so groß, dass er per se zum neuen Abwehrchef in München avancieren würde? Die Juve-Defensive ist seit einigen Jahren nicht mehr die unbezwingbare Festung von einst, daran änderte auch eines der größten Innenverteidiger-Talente Europas nichts.

Man muss allerdings de Ligt zu Gute halten, dass er zu einer Mannschaft im Umbruch stieß und in drei Spielzeiten unter drei Trainern mit unterschiedlichen Vorstellungen spielte.   

De Ligt: "Die Drecksarbeit ist so wichtig"

Fakt ist und bleibt: De Ligt hat alles, was ein moderner Innenverteidiger mitbringen sollte. Der 22-Jährige hat eine hohe Grundschnelligkeit, eine starke Technik und die gewisse Zweikampfhärte, die es braucht. Er bezeichnet sich selbst als "Verteidiger der alten Schule" und erklärte dies dem englischen "Guardian" im Frühjahr so: "Die Drecksarbeit ist so wichtig. Die Leute nennen es dreckig, aber ich finde es wirklich schön: Den Ball wegzuköpfen, Zweikämpfe zu gewinnen."

Und dies tat de Ligt auf der großen Bühne höchst erfolgreich: In 18 Champions-League-Spielen im Juve-Trikot gewann der Niederländer rund 67 Prozent seiner Zweikämpfe, beging dabei nur 15 Fouls und überzeugte mit einer Passquote von knapp 90 Prozent. Zum Vergleich: In der vergangenen CL-Saison kam Bayerns Dayot Upamecano auf 56 Prozent gewonnene Zweikämpfe, der scheidende Niklas Süle gewann sogar nur 47 Prozent der Duelle Mann gegen Mann. 

Als große Stärke von de Ligt gilt zudem seine Übersicht im Spielaufbau und sein taktisches Verständnis - auch deshalb will Bayern-Trainer Julian Nagelsmann den Niederländer unbedingt. 

Wiedersehen mit Gravenberch und Mazraoui

Beim FC Bayern hätte de Ligt die Möglichkeit, wieder den dominanten Fußball zu spielen, den er liebt und von Ajax Amsterdam kannte. Juventus kam in der vergangenen Serie-A-Saison nur noch auf 52 Prozent Ballbesitz, Platz neun in der Liga.

Was de Ligt ebenfalls mit Interesse beobachtet haben wird, ist, dass der FC Bayern mit Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui zwei ehemalige Ajax-Profis unter Vertrag genommen hat. Beide stehen übrigens wie de Ligt bei der Agentur "One", der Spielerberatung des kürzlich verstorbenen Mino Raiola, unter Vertrag. 

Ein besonderes Ereignis verbindet Matthijs de Ligt indes mit der Münchner Allianz Arena. Am 2. Oktober 2018 bestritt er hier mit Ajax beim 1:1 sein erstes Champions-League-Spiel - natürlich als Kapitän. 

Lars Wiedemann