24.06.2024 19:49 Uhr

Das sind die Risiken beim Olise-Deal des FC Bayern

Steht auf dem Zettel des FC Bayern: Michael Olise
Steht auf dem Zettel des FC Bayern: Michael Olise

Der FC Bayern steht Medienberichten zufolge vor einem weiteren Millionen-Deal: Michael Olise von Premier-League-Klub Crystal Palace soll die offensive Außenbahn verstärken.

Warum haben es die Münchner auf den 22-Jährigen abgesehen? Braucht der Rekordmeister überhaupt einen weiteren Flügelstürmer? Und welche Risiken verbergen sich hinter dem angepeilten Deal? sport.de schaut sich den möglichen Sommer-Transfer des FC Bayern genauer an.

  • Michael Olise zum FC Bayern: Die Rahmenbedingungen

Die Kaderplaner um Sportvorstand Max Eberl können sich seit der abgeschlossenen Trainersuche voll und ganz um die Transferbaustellen beim FC Bayern kümmern. Offenbar zählt dazu auch die offensive Außenbahn. 

Serge Gnabry zählt Berichten zufolge nach seinem Seuchenjahr (nur zehn Bundesliga-Einsätze) zu den Verkaufskandidaten, auch bei Kingsley Coman wären die Bayern laut "kicker" inzwischen zu einem Verkauf bereit. In Rechtsaußen Michael Olise soll der passende Neuzugang bereits gefunden sein, wie unter anderem "Bild" und "Sky" vermeldeten. Auch englischen Medien zufolge steht ein Wechsel bevor.

Der 22-Jährige ist eigentlich noch bis 2027 an Crystal Palace gebunden, doch in seinem Arbeitspapier ist eine Ausstiegsklausel verankert. Dass die Münchner diese aktivieren werden, wurde "Sky" zufolge intern bereits beschlossen. Auch die Engländer sollen schon informiert worden sein. Laut "Bild" drängt aber die Zeit: Bis Mittwoch muss eine endgültige Entscheidung stehen, ansonsten läuft die Klausel ab. Der Münchner Aufsichtsrat müsse dem Deal nun zustimmen, heißt es.

Wie hoch die zu zahlende Summe genau ausfällt, ist derzeit noch Teil der Spekulationen. Englische Medien hatten zunächst von rund 71 Millionen Euro berichtet, laut "Sky" sind 60 Millionen Euro fällig. Der italienische Transferexperte Fabrizio Romano hatte vermeldet, dass sich die Ablöse auf einen Fixbetrag in Höhe von 53 plus weitere sieben Millionen Euro an Bonuszahlungen verteilt. "Bild" geht von insgesamt rund 51 Millionen Euro aus.

Kommt es zu einem Transfer-Abschluss soll Michael Olise beim FC Bayern laut "Bild" einen Fünfjahresvertrag unterzeichnen. Demnach würde er dann zwischen zehn und zwölf Millionen Euro Gehalt pro Jahr einstreichen.

  • Das sind die Stärken von Michael Olise

Michael Olise bringt alles mit, was einen Flügelstürmer auszeichnen muss: Schnelligkeit, Abschlussstärke und Technik. Seine Torgefahr hat der 1,84 Meter große französische Junioren-Nationalspieler bereits in drei Premier-League-Saisons unter Beweis gestellt. 2021/22 kam er auf sieben (zwei Treffer, fünf Vorlagen) direkte Torbeteiligungen in 26 Liga-Partien, 2022/23 waren es 13 (2/11) in 37 Spielen. In der vergangenen Spielzeit zeigte er sich deutlich torgefährlicher (10/6 in 19 Spielen).

Zudem bringt Olise die notwendige Flexibilität mit, um unter dem neuen Cheftrainer Vincent Kompany auf mehreren Positionen einsetzbar zu sein. Während seiner Zeit beim Zweitligisten FC Reading agierte er etwa oftmals aus dem offensiven Mittelfeld heraus, unter Crystal-Palace-Coach Oliver Glasner beackerte er die rechte Außenbahn.

Mit seinen gerade einmal 22 Jahren dürfte der gebürtige Londoner zudem ein enormes Entwicklungspotenzial mitbringen. Doch schon jetzt, so Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann, sei Michael Olise "ein Spieler, für den die Zuschauer ins Stadion gehen".

  • Die Risiken hinter dem Olise-Deal des FC Bayern

Zunächst wäre da einmal die finanzielle Seite: Gibt der Bundesliga-Dritte so früh in der Transferphase einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus, fehlt das Geld für andere Kader-Baustellen. Zudem müssten eigentlich erst Spieler im Offensivbereich verkauft werden, ehe neue hinzukommen. Serge Gnabry steht in München noch bis 2026 unter Vertrag, Kingsley Coman sogar noch bis 2027.

Zudem dürften die Bayern-Bosse einen ausgiebigen Blick in die Verletztenakte von Michael Olise geblickt haben. Dass der Youngster in 2023/24 nur 19 Liga-Spiele bestritt, lag vor allem an zwei hartnäckigen Oberschenkelverletzungen. Immerhin konnte er im Saison-Endspurt wieder eingreifen - und mit vier Toren und drei Vorlagen in acht Spielen abliefern.

Ein weiteres Problem aus Sicht des FC Bayern im Falle eines Transfers: Der Stürmer würde womöglich weite Teile der Saisonvorbereitung unter Vincent Kompany verpassen. Nur neun Tage nach dem Trainingsstart in München am 15. Juli beginnt in Frankreich das olympische Fußballturnier. Olise zählt zum vorläufigen Aufgebot der Gastgeber. 

Bis zum 3. Juli muss Trainer Thierry Henry seinen Kader auf 18 Spieler reduzieren. Im Falle einer Nominierung könnte er bis zum Finale am 9. August mit der französischen Olympia-Mannschaft unterwegs sein. Dann befindet sich der FC Bayern allerdings schon auf der Asientour in Südkorea. Am 16. August steht zudem die erste Runde im DFB-Pokal gegen SSV Ulm an.

  • Braucht es überhaupt einen neuen Flügelstürmer beim FC Bayern?

Auf den ersten Blick dürften andere Positionen wichtiger sein beim FC Bayern: Wie geht es mit Alphonso Davies auf der linken Abwehrseite weiter? Und kommt im Sommer mit einem Jahr Verspätung ein Sechser, etwa Joao Palhinha? 

Auf den zweiten Blick rückt dann aber durchaus die Frage nach einem neuen Außenstürmer in den Fokus. Im Winter hatte der FC Bayern die Baustelle mit der eigentlich für diesen Sommer und dann doch vorgezogenen Verpflichtung von Bryan Zaragoza schließen wollen. Der Spanier war unter Thomas Tuchel allerdings überhaupt kein Faktor.

Zudem: Kingsley Coman und Serge Gnabry kamen insgesamt auf lediglich gerade einmal zehn Pflichtspieltore, Leroy Sané musste weite Teile der Rückrunde trotz einer Verletzung durchspielen. Auch deshalb kam der Nationalspieler am Ende nicht mehr an seine Bestform heran. Noch mehr Spielzeit könnte bei einem Abgang von Kingsley Coman und/oder Serge Gnabry derweil Mathys Tel winken, der unter Thomas Tuchel meist nur Joker war. Auch der 19-Jährige ist Teil des vorläufigen Olympia-Kaders.

Gerrit Kleiböhmer