Passt Wirtz überhaupt zum FC Bayern?

Um Nationalspieler Florian Wirtz ist mehr und mehr ein regelrechtes Tauziehen zwischen Europas Top-Klubs entfacht. Denn nicht nur der FC Bayern will im Sommer das Supertalent von Bayer Leverkusen unter Vertrag nehmen. Doch zu welcher Mannschaft würde Wirtz eigentlich am besten passen? sport.de nimmt die vermeintlichen Wechsel-Kandidaten genauer unter die Lupe.
FC Bayern: Neues System oder: Einer muss ausweichen
Beim FC Bayern träumt man schon lange davon, Florian Wirtz verpflichten zu können. Der 22-Jährige ist der Wunschkandidat der Münchner Klub-Führung, selbst die finanziellen Hürden schrecken den deutschen Rekordmeister offenbar nicht ab.
Abseits davon müsste sich vor allem Bayern-Cheftrainer Vincent Kompany Gedanken machen, wie er den Bundesliga-Superstar in seiner Mannschaft unterbringen will. Um Jamal Musiala - der erst vor wenigen Monaten einen neuen Mega-Vertrag unterzeichnete und das "Gesicht" der Bayern werden soll - und Florian Wirtz gemeinsam auf die gegnerische Defensivreihen loszulassen, bedarf es durchaus Anpassungen an der bisherigen Spielausrichtung.
Eine Option: Einer der beiden Ausnahmekönner rückt im bewährten 4-2-3-1-System auf den linken Flügel. Beide sind keine klassischen Flügelstürmer, obwohl sie die Position auch in der Nationalmannschaft schon bekleidet haben.
Rechtsfuß Wirtz kommt in Leverkusen zwar gerne über die linke Seite, zieht dann aber ebenfalls meist in die Mitte - wo er nun auf Musiala treffen würde. Die Frage lautet also: Stehen sich beide womöglich auf den Füßen? Nein, sagt Ex-Nationalspieler Markus Babbel bei "ran.de", "die ganze Diskussion" versteht er nicht: "Wirtz soll wie in Leverkusen linksaußen spielen, Musiala zentral und Olise rechtsaußen – die sind alle so intelligent, dass sie während des Spiels auch ihre Positionen wechseln können."
Eine andere Option derweil: Vincent Kompany stellt um, etwa auf ein 4-1-4-1-System mit zwei Zehnern. Dies würde allerdings zu Lasten der defensiven Absicherung gehen, da Joshua Kimmich fortan alleinig auf der Sechs agieren würde. In einem 4-3-2-1-System könnte Bayern die Defensiv-Zentrale zwar stärken, müsste dafür dann aber auf Flügelstürmer wie Michael Olise verzichten. Der hat in 2024/25 aber gezeigt, dass er für den FC Bayern den Unterschied machen kann.
Dass "Wusiala" gemeinsam für Furore sorgen kann, haben sie im DFB-Dress längst eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Wir verstehen uns sehr gut, auch außerhalb des Platzes", so Wirtz am Rande der EM im vergangenen Jahr. Seither spielten beide nur noch dreimal zusammen in der DFB-Auswahl: Musiala erzielte in jenen Partien zwei Tore, Wirtz drei.
Manchester City: Der Faktor Pep
Pep Guardiola war schon für manchen Top-Spieler ein entscheidender Grund, sein bewährtes Zuhause aufzugeben (Stichwort: Mario Götze, der 2013 dem Bayern-Lockruf erlag). Florian Wirtz könnte da keine Ausnahme darstellen.
Bei den Sky Blues müsste für den Bayer-Star nicht erst Platz im Kader geschaffen werden, Wirtz könnte unmittelbar in die Fußstapfen einer Klub-Legende treten: Kevin De Bruyne. Der Belgier verlässt ManCity zum Saisonende, nun sucht Pep Ersatz.
Anders als bei Bayern-Coach Kompany variiert das Spielsystem der Engländer zwar des Öfteren, im Grunde setzt der Spanier aber in der Regel auf ein stark besetztes Mittelfeldzentrum. Dort tummeln sich dann Kurzpass-Experten wie Bernardo Silva, Phil Foden, Jack Grealish oder Ilkay Gündogan, die selbst den Weg zum Tor suchen oder Erling Haaland bzw. Omar Marmoush in Szene setzen.
Ein Wechsel nach England würde für Florian Wirtz derweil auch bedeuten: neues Land, neue Kultur, neue Sprache. Für das Abenteuer Ausland wäre der Youngster aus Pulheim-Brauweiler, den es bislang allein vom 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen verschlagen hat, laut eigener Aussage aber gerüstet. "Es reizt mich auf jeden Fall, auch irgendwann meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu erleben", bekannte er jüngst gegenüber "Sports Illustrated".
Was möglicherweise den Ausschlag geben könnte: Der schwerreiche Klub soll inzwischen laut "Sport Bild" bei Bayer Leverkusen ein Angebot hinterlegt haben - und bereit sein, für Florian Wirtz in die Vollen zu gehen. Anschließend wurde berichtet, dass sich Pep Guardiola in England mit dem DFB-Star und dessen Eltern getroffen haben soll, um weitere Überzeugungsarbeit zu leisten.
Entscheidet also der Faktor Pep? Unklar, denn Citys großer Liga-Konkurrent scheint auf dem Spielfeld angekommen zu sein.
FC Liverpool: Ex-Leipziger als interner Konkurrent?
Der FC Liverpool ist nach "kicker"-Angaben in den Poker um Florian Wirtz eingestiegen. Damit nicht genug: Auch die Geschäftsstelle der Reds soll von Familie Wirtz beim kurzen Trip auf die Insel angesteuert worden sein.
Als frisch gebackener Meister hat der FC Liverpool von Haus aus durchaus gute Argumente im Wettstreit um den Bayer-Star. Die heimische Liga dominierte die Mannschaft von Teammanager Arne Slot in dieser Saison, zudem bleibt der Kader mit Ausnahme von Schienenspieler Trent Alexander-Arnold fest beisammen.
Im bevorzugten 4-2-3-1-System würde Wirtz vor allem mit dem Ex-Leipziger Dominik Szobozslai konkurrieren, der die Position im offensiven Mittelfeld bekleidet. Der 24-Jährige, vor zwei Jahren für 70 Millionen Euro nach Liverpool gewechselt, ist im Mittelfeld unumstritten. Er gilt nicht nur als feiner Techniker, sondern auch als harter Arbeiter, der die Kollegen hinter ihm unterstützt.
Zwölf Scorerpunkte in 34 Liga-Partien und zwei in neun Königsklassen-Einsätzen lassen auf der anderen Seite etwas Luft nach oben. Mit Florian Wirtz (23 Scorerpunkte in der Liga, sieben in der Champions League) würde Englands beste Offensive (83 Tore) wohl noch mehr Qualität erhalten.
Real Madrid: Der Faktor Xabi
Wenn Real Madrid eine Spielzeit ohne Titel bleibt, muss sich die nationale wie internationale Konkurrenz stets warm anziehen. Im Sommer dürften die Königlichen auf dem Transfermarkt nachrüsten, so viel scheint klar.
Ebenso klar, wenn auch nicht bestätigt, ist die Ankunft von Xabi Alonso. Der Spanier beendet seine Erfolgsära bei Bayer Leverkusen vorzeitig, um das Weiße Ballett wieder in die Spur zu bekommen. Da liegt die Überlegung nahe: Bringt Xabi sogleich Wirtz mit?
Beide verbindet ein extrem vertrauensvolles Verhältnis sowie die Erfolge der letzten Jahre. In Leverkusen baute der 43-Jährige seine Offensive um den Edeltechniker, der das Vertrauen sogleich mit Top-Leistungen zurückzahlte.
Auch in Madrid wird Alonso seine Spielidee wohl durchsetzen wollen und somit auf dominanten Ballbesitzfußball und Spielkontrolle setzen. Wirtz ist für diese taktische Ausrichtung wie gemacht, ebenso Superstars wie Jude Bellingham. Dass Real Madrid bald schon seinen Hut in den Ring werfen wird, davon geht der "kicker" nach den jüngsten Entwicklungen bei Bayern, Manchester City und Liverpool inzwischen aus.
Wann eine Entscheidung um den Superstar, der in Leverkusen noch bis 2027 gebunden ist, fällt, ist völlig offen. Nur eines ist klar: Berichte aus der vergangenen Woche, Wirtz sei sich bereits mit den Münchnern Wechsel einig, treffen laut Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro nicht zu.
Der sagte am Dienstag gegenüber RTL/ntv und sport.de: "Ich weiß, dass es nicht stimmt und es ärgert einen, wenn man Meldungen liest, die nicht der Wahrheit entsprechen. Wir haben mit Florian Wirtz und mit seinen Eltern ein vertrauensvolles Verhältnis, wir sind fast im täglichen Austausch."
Und wer weiß, vielleicht lässt sich Florian Wirtz mit seinem Abschied aus Leverkusen am Ende doch noch ein Jahr Zeit. Es wäre der Faktor "solide Karriereplanung", der dann den Ausschlag für Bayer Leverkusen geben würde.