Nominell ist Marco Reus der Spielführer bei Borussia Dortmund. Doch spätestens seit der laufenden Hinrunde hat Abwehrboss und Weltmeister Mats Hummels die Rolle des heimlichen Kapitäns und Wortführers beim BVB übernommen und sich in den letzten Wochen auch öffentlich als Sprachrohr der Mannschaft positioniert. 

Dabei kam es schon mehrere Male zu markigen Aussagen und offen kommunizierten Kritikpunkten des 32-Jährigen, der sich vor allem nach den peinlichen Heimniederlagen gegen den VfB Stuttgart (1:5) und den 1. FC Köln (1:2) den Fragen der Journalie stellte.

Kapitän Marco Reus agiert in seiner Funktion derzeit eher nach innen und kommuniziert mannschaftsintern, hat sich zuletzt selbst sogar eine Interviewpause auferlegt.

Der Ur-Dortmunder will sich an den Debatten um die Offensiv-Schwächen beim BVB, das fehlerhafte Auftreten bei Standardsituationen oder die fortwährenden Trainerspekulationen nicht beteiligen, ist zu sehr mit seiner eigenen sportlichen Performance beschäftigt. 

Während Mats Hummels im Abwehrzentrum der Stabilitätsfaktor schlechthin bei den Schwarz-Gelben ist, sucht Marco Reus seit Monaten nach seiner Bestform. In der laufenden Spielzeit steht der BVB-Kapitän bei drei Treffern in 13 Ligaspielen - viel zu wenig für den Führungsanspruch des Borussen. 

Dass es auch intern Kompetenzgerangel zwischen den beiden Dortmunder Leadern geben könnte, hält BVB-Sportdirektor Michael Zorc derweil für ausgeschlossen. Gegenüber dem "kicker" stellte der Manager vor dem Verfolgerduell bei RB Leipzig am kommenden Samstag (ab 18:30 Uhr) klar, dass die Führungsrolle für Hummels neben einem Kapitän Reus klar gewollt war, als der Ex-Nationalspieler im Sommer 2019 zurück nach Westfalen transferiert wurde.

Modell "Doppelspitze" gab es beim BVB schon einmal

"Die Idee bei seiner Verpflichtung war, dass er aktiv Führung übernehmen soll, auch verbal", wurde Zorc gegenüber dem Sportmagazin deutlich. “Mats hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt, mit Erfolgen auf allen Ebenen. Er weiß, wie man gewinnt. Es wäre dumm, wenn er das nicht auch vermitteln würde", fügte Zorc hinzu.

Der langjährige Mittelfeldakteur der Dortmunder weiß wohl selbst am besten, wovon er redet: Mitte der Neunzigerjahre gab es beim BVB eine ähnliche Situation. Während der gebürtige Dortmunder Zorc sein Team als Kapitän auf das Spielfeld führte, galt Teamkollege Matthias Sammer als Lautsprecher und Aggressive Leader im Team.

Ein Führungsmodell, welches also schon einmal Erfolg hatte: Immerhin feierten Zorc und Sammer als Spieler für die Dortmunder Borussia zwei Deutsche Meisterschaften sowie den Champions-League-Sieg 1997.