Bayern-Kandidat Laimer: Soforthilfe oder Sabitzer 2.0?

Als nimmermüder Balleroberer hat sich Konrad Laimer bei RB Leipzig einen Namen gemacht. Zuletzt verdichteten sich die Gerüchte um einen Abschied des Österreichers, der sich bei Größen wie dem FC Liverpool, Borussia Dortmund und dem FC Bayern auf den Einkaufszettel gespielt haben soll. Speziell im Umfeld des deutschen Rekordmeisters schwingt allerdings auch Skepsis mit. Zu Recht?
Zwei Gala-Auftritte haben Konrad Laimer im April gereicht, um weit über die Grenzen Leipzigs hinaus einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Zunächst war da der 4:1-Coup beim BVB, bei dem der österreichische Nationalspieler, sonst nicht als Scoring-Maschine bekannt, mit zwei Toren und einer Vorlage zum Mann des Abends avancierte.
"Ich nehme ihn manchmal auf den Arm, da er, wenn er schießt, alles trifft außer das Tor", scherzte Trainer Domenico Tedesco im Anschluss bei "Sky" - wohl wissend, wie elementar wichtig der 24-Jährige für seine Mannschaft ist.
Wenige Wochen später legte der laufstarke Mittelfeldmann im Europa-League-Viertelfinale bei Atalanta Bergamo (2:0) sogar noch nach.
Ein Sprint über das halbe Feld in der Vorbereitung auf die Führung, den Laimer mit einem überlegten Rückpass auf Christopher Nkunku abschloss, sorgte nicht nur auf Leipziger Seite für Verzückung. "Das erste Tor geht zu 90 Prozent auf Konny. Das hat er überragend gemacht", schwärmte Teamkollege Kevin Kampl im Anschluss.
Ebendiese außergewöhnlichen Aktionen haben Laimer in die Notizbücher der absoluten Spitzen-Klubs verholfen. Fragt sich nur: Ist der Antreiber schon reif für solch einen Verein?
FC Bayern im Hinterkopf? Laimer will "irgendwann mal um alles spielen"
Laimer, der 2017 vom Schwesternverein RB Salzburg nach Sachsen gewechselt war, macht keinen Hehl daraus, den nächsten Karriereschritt bereits im Hinterkopf zu haben.
"Die Frage sollte man sich jeden Sommer stellen, was für einen persönlich der nächste Schritt ist. Ich bin ein Typ, der sehr ehrgeizig ist, der irgendwann mal um alles spielen will", sagte der gebürtige Salzburger im Podcast "Kicker meets DAZN".
Schlussendlich wolle man Sachen gewinnen, da mache man sich Gedanken, betonte der umworbene Rechtsfuß, dessen aktuelles Arbeitspapier in Leipzig nur noch ein Jahr gültig ist.
Dass Laimer bei RB "um alles spielen" kann, ist jedenfalls fraglich. Zumal Klubboss Oliver Mintzlaff erst am Sonntag betonte, dass der FC Bayern noch "Lichtjahre entfernt" sei.
Leipzig war in der vergangenen Woche im Halbfinale der Europa League an den Rangers aus Glasgow gescheitert, kann am 21. Mai gegen den SC Freiburg aber noch den DFB-Pokal gewinnen.
Mehr dazu: FC Bayern? BVB? Laimer spricht offen über Gerüchte
Konkrete Gedanken über seine Zukunft will sich Laimer erst nach der Saison machen. "Es ist wichtig, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, weil es keinen Sinn hat, sich Gedanken über was anderes zu machen, wenn du hier noch nicht fertig bist", sagte er: "Es gibt keinen Stress, schnell etwas zu entscheiden."
Spätestens dann könnte es zwischen Laimer und dem FC Bayern jedoch ans Eingemachte gehen.
Der BVB macht dem FC Bayern bei Laimer Konkurrenz
Vor allem den Münchnern wird seit Monaten ein konkretes Begehren nach Laimer nachgesagt. FCB-Coach Julian Nagelsmann kennt den kampfstarken Achter aus gemeinsamen Zeiten bei RB, schätzt seinen Einsatz- und Siegeswillen. Entsprechend begeistert soll er von der Idee sein, nach Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer einen dritten früheren Schützling in seinem Team zu haben.
Passend dazu enthüllte "Sky", dass das Interesse des FC Bayern "nicht nur lauwarm, sondern sogar schon wärmer" sein soll. Der Sender habe erfahren, "dass die Bayern ein Angebot vorbereiten werden", schränkte zugleich allerdings ein, dass die Klubs noch keine konkreten Verhandlungen aufgenommen hätten.
Die erste Offerte dürfte zwischen 18 und 20 Millionen Euro liegen, schrieb Transfer-Experte Fabrizio Romano. Laimer selbst soll sich ein Engagement beim Branchenführer gut vorstellen können.

Problem: Ausgerechnet Borussia Dortmund soll ebenfalls im Rennen sein. "Bild" zufolge besitzt der BVB gar bessere Chancen auf eine Zusage des Österreichers, der in München erst einmal an den Platzhirschen Joshua Kimmich und Leon Goretzka vorbei müsste.
Hinzu kommt, dass Laimers Landsmann und Ex-Mitspieler Marcel Sabitzer seiner Karriere mit dem Wechsel zum FC Bayern zuletzt keinen Gefallen getan hat und als abschreckendes Beispiel dienen könnte. Als Schlüsselspieler aus Leipzig gekommen, fristet der Offensivmann mittlerweile ein graues Reservistendasein.
Kein Wunder, dass die Meinungen zu Laimer in den sozialen Medien weit auseinandergehen. Manch ein Beobachter sieht im Nationalspieler eine Soforthilfe, andere befürchten einen "Sabitzer 2.0".
FC Bayern: Causa Sabitzer bereitet Laimer keine Sorgen
Von derlei Diskussionen will sich Laimer nicht aus der Ruhe bringen lassen. In der Entwicklung von Sabitzer sieht er kein abschreckendes Beispiel.
"Jeder Spieler und jede Situation ist anders. Was einem Spieler passiert ist, muss beim anderen noch lange nicht so eintreten. Das hängt manchmal auch davon ab, was du für ein Typ bist, wie du als Spieler tickst", sagte der 24-Jährige der "Sport Bild" mit Blick auf seinen Kumpel.
Er erkundige sich aber schon, wie es beim FC Bayern so laufe, verriet Laimer. "Wenn man Freunde und Kollegen hat, die so einen großen Schritt gemacht haben, sprechen wir über deren Erfahrungen", berichtete er über seinen Austausch mit Sabitzer. "Also: Infos holen ist gut, aber Entscheidungen treffe ich selbst. Da konzentriere ich mich auf mich, nicht auf den Weg von anderen."
Laimer ist selbstbewusst genug, sich einen Stammplatz beim FC Bayern zuzutrauen. Um Kimmich oder Goretzka tatsächlich zu verdrängen, muss der mentalitätsstarke Noch-Leipziger indes noch etwas mehr Konstanz in seine Leistungen bringen. Auf dem richtigen Weg ist er allemal.
Der eine oder andere weitere Treffer würde darüber hinaus sicher nicht schaden, das ist Laimer durchaus bewusst. Nach dem Dortmund-Spiel witzelte er in Anspielung auf Tedescos liebevolle Stichelei: "Meine Abschlussstärke habe ich neu entdeckt. Wenn ich dann noch hin und wieder ein Tor erziele, redet der Trainer beim nächsten Mal netter über mich."
Allzu viel Überzeugungsarbeit dürfte gleichwohl nicht mehr nötig sein - weder bei Tedesco, noch bei Julian Nagelsmann.
Heiko Lütkehus